Harald Wolff hat beim jW-Fotowettbewerb »Blende
2009« den ersten Preis beim Thema »Notizen des
Alltags« gewonnen
Wie ist Ihr Foto mit dem Titel »Die Polizei, dein
Freund und Helfer« zustande gekommen?
Es ist ein Zufallsprodukt. Ich arbeite als Taxifahrer und habe
einen Fahrgast zum Krankenhaus Berlin-Köpenick gebracht. Als
wir da ankommen, sehe ich links von mir einen Polizeiwagen stehen,
auf dem Boden ein junger Mann mit auf den Rücken gefesselten
Händen – und zwei Polizisten in Herrenmenschenpose.
Diese Arroganz konnte ich kaum fassen. Ich weiß bis heute
nicht, was der Mann eigentlich getan hat. Als ich die Polizisten
ansprach, wurde mir gesagt, ich solle weiterfahren. Aber die
Aufnahme konnte ich noch machen.
Seit wann fotografieren Sie, und wie sind Sie auf den
Amateurfotowettbewerb »Blende 2009« aufmerksam
geworden?
Als Leser der jungen Welt habe ich die Gelegenheit genutzt.
Immerhin bin ich Amateurfotograf, seit ich einen Fotoapparat halten
kann.
Was sind aus Ihrer Sicht die Vorzüge der jungen Welt
– und was ist vielleicht noch
verbesserungswürdig?
Da fällt mir im Moment kaum was ein. Von mir aus könnte
die jW gerne öfter Fotomontagen bringen. Was ich da bisher
gesehen habe, hat mir sehr gut gefallen – zum Beispiel die
Kombination von Schnappschüssen, durch die die Politiker Franz
Josef Jung, Angela Merkel und Karl Theodor zu Guttenberg wie die
sprichwörtlichen drei Affen wirkten: »Nichts hören,
nichts sehen, nichts sagen.«
Die junge Welt ist eine Zeitung, die gegen den Strom schwimmt. Sie
berichtet über Dinge, die man in anderen Medien selten oder
gar nicht findet. Ich kannte sie schon zu DDR-Zeiten und habe nach
der sogenannten Wende nicht aufgehört, sie zu lesen. Aber erst
seit 1999 lese ich sie wieder regelmäßig.
Der Jugoslawien-Krieg war für mich der entscheidende Grund. In
anderen Medien wurde dieser Krieg vollkommen unglaubwürdig
dargestellt. Da dachte ich mir, das kann einfach nicht sein,
daß es von der Presse noch gerechtfertigt wird, wenn
hochgerüstete NATO-Staaten über 78 Tage lang so ein Land
bombardieren. Die junge Welt war da eine positive Ausnahme. Ich
habe sie in diesen Tagen sehr intensiv gelesen und bin
dabeigeblieben. Vom Normalabo bin ich mittlerweile auf ein
Solidaritätsabo umgestiegen.