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Aus: Ausgabe vom 14.11.2009, Seite 16 / Aktion

»In der jW haben sie sich wiedererkannt«

Zeitung hat ein festes Standbein in den sozialen Bewegungen. Ein Gespräch mit Hannes Draeger
Interview: Claudia Wangerin
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Hannes Draeger lebt und arbeitet in Münster, liest seit 1999 die junge Welt und sorgt in seiner Freizeit für deren Weiter­verbreitung

Wann und warum haben Sie sich entschieden, regelmäßig die junge Welt zu lesen?

Für mich war die Berichterstattung über den Jugoslawien-Krieg 1999 ausschlaggebend. Die bürgerlichen Medien haben diesen Krieg auf demagogische Art unterstützt und befördert. Vieles hat sich hinterher als Lüge entpuppt, manches war von Anfang an leicht durchschaubar. Als ich damals auf die junge Welt gestoßen bin, war sie die einzige Zeitung, die sich eindeutig gegen den Angriffskrieg positioniert hat. Das hat mich überzeugt.

Sie haben sich entschlossen, unsere Zeitung systematisch bekannter zu machen und weitere Leser für sie zu gewinnen. Wie gehen Sie dabei vor?

Wenn es Sozialproteste und Demonstrationen gibt, lasse ich mir immer gern ein paar Werbeexemplare der jW liefern, um sie an Ort und Stelle zu verteilen. Das können 50 sein oder mehrere hundert. In Münster und Umgebung gibt es eine Menge Leute, die sie gerne lesen, verteilen und weiterempfehlen. Gerade in Protestbewegungen, die sonst totgeschwiegen oder oberflächlich und negativ dargestellt werden, kommt die junge Welt sehr gut an.

Zum Beispiel?

Eine Gelegenheit, bei der sie besonders gut ankam, war der Bildungsstreik im Juni. Auch beim Bildungsstreik in den nächsten Tagen wollen wir sie unters Volk bringen. Die Studierenden und Schüler haben die Berichterstattung der bürgerlichen Medien ja sehr kritisch verfolgt. In der jungen Welt haben sie sich wiedererkannt. Deshalb wollen wir sie auch in den nächsten Tagen verteilen.

Die Berichterstattung über den Streik war doch überall recht ausführlich und wurde auch in bürgerlichen Blättern mit der Zeit freundlicher. Was ist der entscheidende Unterschied?

Die Streikaktivisten haben erreicht, daß die Probleme nicht mehr totgeschwiegen werden können, aber Bildungsministerin Annette Schavan versucht ja nun, die Bewegung so darzustellen, als stünde sie hinter ihr und wolle ihr bei der Umsetzung von Reformen helfen. Gegen diese Vereinnahmung hilft auch ein Medium wie die junge Welt, in dem die Kritik nicht verkürzt dargestellt wird. Aber es kommt auch vor, daß wir eigene Veranstaltungen mit junge Welt-Autoren als Referenten organisieren, wie zum Beispiel mit Rainer Rupp zum 60. Jahrestag des NATO-Militärbündnisses. Bei solchen Gelegenheiten werden viele Probe­abos bestellt.

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Die Grenzen in Europa wurden bereits 1999 durch militärische Gewalt verschoben. Heute wie damals berichtet die Tageszeitung junge Welt über Aufrüstung und mediales Kriegsgetrommel. Kriegstüchtigkeit wird zur neuen Normalität erklärt. Nicht mit uns!

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