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31.07.1999 / Inland

Leserbriefe

Wo bleiben Ost-Profs an West-Unis?

Zu jW vom 27. Juli: »Ost-Professoren >überrepräsentiert

Klaus Höpcke tat gut daran, der auf Dumme spekulierenden Rechnung Herrn Schuchardts über ein angebliches Übergewicht ostdeutscher Professoren an den Ost-Universitäten entgegenzutreten. Zusätzlich zu seiner Argumentation sollte jedoch bedacht werden, daß West- und Ostdeutsche seit 1990 formell ein Staatsvolk mit gleichen Rechten sind. Bei einem Verhältnis der Einwohnerzahlen von 80:20 und der jetzigen Repräsentation von 48,4 Prozent West-Profs im Osten - unabhängig von ihrer oft bescheidenen Qualifikation - müßten Ost-Professoren etwa zu 15 Prozent an der westlichen Hochschullehrerschaft beteiligt sein. Aufgefallen ist mir noch keiner von ihnen. Wann gibt es einmal Ost-Profs in nennenswerter Zahl im Westen Deutschlands?

Manfred Behrend, Berlin

Der latente Krieg

Es ist nun schon einige Wochen her, seit der Krieg im Kosovo offiziell für beendet erklärt wurde. Die »Schutztruppen«, also die NATO, denn die stationierten KFOR-Truppen sind NATO- Streitkräfte, wobei sich die UNO wieder mal unterzuordnen hatte, müssen in den kommenden Wochen auf über das Doppelte aufgestockt werden. Täglich hört man von neuen Massakern, welche serbische Paramilitärs verübt haben, die aufgedeckt werden. Jedoch auch von regelrechten Hinrichtungen von serbischen Zivilisten durch die UCK, jüngstes Beispiel ist die Ermordung von 14 Serben in der Nähe des Dorfes Gracko. Die UCK, die sich langsam, aber sicher von einer klandestinen Guerilla in eine reguläre Armee verwandelt, besitzt trotz Abgabe von schweren Waffen noch genügend in privaten Arsenalen (laut Medien ist es normal, im Haushalt eine Waffe zu haben). Sie wird wohl früher oder später ihre territorialen Ansprüche geltend machen wollen. Wie die NATO dies zu lösen gedenkt, weiß ich nicht.

Doch wenden wir uns den aktuellen Ereignissen zu. Kosovo wandelt sich immer mehr zu einer ethnisch reinen Region, auch diesmal wieder durch Waffengewalt. Doch sind diesmal nicht die Albaner die Leidtragenden, sondern in erster Linie die Serben und die Roma. Die KFOR-Truppe, welche der serbischen Bevölkerung Schutz leisten sollte, ist offensichtlich überfordert. Die UCK- Splittergruppen, welche mordend durchs Land ziehen, kämpfen in der Guerilla-Taktik weiter. Der offiziell beendete Krieg ist also noch lange nicht vorbei, er ist nur in einem anderen Stadium angelangt. Das Land ist zerbombt, die Felder vergiftet. (...)

Die Opposition geht täglich auf die Straße, wie wir in allen westlichen Fernseh- und Radiosendern mitbekommen. Vor dem Krieg wurden diese Proteste und die politische Opposition nicht eines einzigen Wortes gewürdigt. Die NATO-Angriffe wurden von Oppositionspolitikern verurteilt, da sie jahrelange Arbeit zunichte gemacht haben (...) Jetzt jedenfalls werden genau diese Leute, welche vor dem Krieg übergangen wurden, von den Medien groß gemacht. Man will ja schließlich den Krieg legitimieren, und wenn schon das Meer verschmutzt, die Häuser zerbombt, das Öl entzündet, die Menschen verängstigt und die serbischen Zivilisten beinahe aus dem Kosovo vertrieben sind, so will man dem ganzen doch noch einen Sinn geben. Daß der Krieg nicht im Auftrag der Humanität ausgeführt worden ist, zeigt sich hier mal wieder deutlich, doch ich möchte das nicht mehr breitreden, zu offensichtlich sprechen die Tatsachen, oft genug wurde es betont.

Eines ist klarer denn je: Die einzigen wahren Profiteure sind die Waffenlieferanten und die großen Wirtschaftsbosse des Westens, deren »Verbündete«, die NATO, das Land in Schutt und Asche gelegt haben, welches sie nun wieder aufzubauen haben, natürlich mit sagenhaften Profiten. Wir können nur warten, welche Überraschungen das neueste Kapitel im Kosovo-Krieg bereithält. (...)

Tom, E-Mail

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