Leserbrief zum Artikel Konflikt im Donbass: Krieg und Nervenkrieg
vom 07.04.2021:
Zeit arbeitet für Trennung
Der eingefrorene Krieg um die Ostukraine war durch die Coronakrise weitgehend aus dem Bewusstsein der Weltöffentlichkeit verschwunden. Spätestens seit dem Jahreswechsel ist der Waffenstillstand Makulatur. Der Donbass liegt zwar jenseits der russischen Westgrenze. Seine Bewohner sind aber zu 80 Prozent Russen und können russische Pässe beantragen. Kein Wunder, dass der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski mit Recht befürchtet, der übermächtige Nachbar könne mit dem Argument, er müsse seine Bürger schützen, eines Tages das Gebiet, das aus ukrainischer Sicht von Separatisten und Russen kontrolliert wird, die wirtschaftlich längst und vollständig von Russland abhängig sind, wie die Krim annektieren. Moskau und Kiew geben sich gegenseitig die Verantwortung für Zwischenfälle und die ungelösten Probleme in der Ostukraine. Die Bestimmungen des 2015 vereinbarten Friedensplans von Minsk wurden nicht erfüllt. US-Präsident Joseph Biden hat nun seine »unerschütterliche Unterstützung« für die Ukraine erklärt, das hieße aber auch, dass der Westen militärisch eingreifen bereit wäre. Doch Säbelrassen hin und her: Der Ukraine-Konflikt kann nicht mit militärischen Mitteln gelöst werden. Der Westen sollte der Ukraine auch keine Hoffnung auf einen NATO-Beitritt machen. Die Lösung kann nur auf dem internationalen diplomatischen Weg erfolgen. Diesen Weg lehnt die sehr nationalistisch gestimmte Ukraine allerdings ab.