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Leserbrief zum Artikel Identitätspolitik: Kult der Differenz vom 11.03.2021:

Falsche Frage

»Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann kaum mehr gehen.« Schon damals, als Ingrid Steeger diesen Kalauer mit lasziv schmachtender Stimme rausgehauen hat, lag der Scherz in der gezielten Grenzüberschreitung. Wenn heute Wolfgang Thierse wenig Verständnis für die Umbenennung der Berliner Mohrenstraße hat, dann ist ihm wohl noch nicht bekannt, dass »Mohr« inzwischen durchaus als diskriminierend gilt. Die Reife einer Gesellschaft zeigt sich in ihrem Umgang mit Minderheiten. Daher ist »Warum müssen die Erniedrigten immer gleich beleidigt sein?« die falsche Frage. Wie wäre es mit: »Warum bin ich so beleidigend und erniedrigend?« Thierses Ausführungen sind nicht nur diskussionswürdig, wie Götz Eisenberg schreibt, sondern bei genauerer Betrachtung zum Teil schlicht fragwürdig. Wir sollten nicht übersehen, dass Herr Thierse zum SPD-Establishment gehört und da seine Rolle hat. So wie – damals zwar noch Bundesvorsitzender der Jusos – Kevin Kühnert, als er pressewirksam das Wort »Enteignung« aussprach. Wenn Thierse nun im Zeit-Magazin von sich sagt: »Ich bin mittlerweile zum Symbol geworden für viele normale Menschen, die ihre Lebensrealität nicht mehr gespiegelt sehen in der SPD«, dann geht es nicht um ihn. sondern um die vielen, die sich für normal halten. Eine ganz gezielte Wortwahl, die wirkt. Oder verfängt. So wie »der gesunde Menschenverstand«. Das impliziert, alle Andersdenkenden sind krank.
Michael Faulhaber
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