Leserbrief zum Artikel Identitätspolitik: Kult der Differenz
vom 11.03.2021:
Ist Identitätsbewegung gesponsert?
Dank für die Genauigkeit der Analyse und den Mut der Positionierung! Und weil ein Kommentator irritiert war: Ja, man muss heute tatsächlich Menschen beispringen, deren politische Geschichte oder Agenda man ansonsten nicht (vollständig) teilt – weil die Wucht der Differenz- und Identitätseuphorie mittlerweile nicht mehr nur kultisch, sondern schier wahnhaft geworden ist. Besonders tragisch: Das Kapital lacht sich derweil ins Fäustchen – je mehr sich die Identitäten in die Haare geraten, um so ungestörter laufen die großen Geschäfte, gerade auch die dreckigen. Ich nenne nur mal die Missstände im Pflegebereich oder das Säbelrasseln gegen Russland. Man könnte geradezu auf die Idee verfallen, die ganze Bewegung sei massiv gesponsert. Im fiktiven Roman »Lugano-Report« von Susan George (2001) findet sich jedenfalls die Empfehlung: »Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen sich nicht mehr fragen, was sie tun können, sondern in erster Linie damit beschäftigen, was sie sind.« Deshalb gehört auch Sprachgenderei zu den gesellschaftlichen Spaltungsprozessen, die man nicht mitmachen, sondern entlarven sollte.