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Leserbrief zum Artikel Rezession: Krise ohne Ende vom 16.09.2020:

In aller Grausamkeit

Krise ohne Ende, Kapitalismus in Dauerkrise, von einer in die nächste Krise – das ist kapitalistische Realität seit vielen Jahrzehnten. Namen, Auslöser ändern nichts am Verursacher der Krisen, der Kapitalismus heißt. Globale Märkte, Konzerne und die Verbindung mit dem Staat, globale Konkurrenz lassen immer deutlicher hervortreten, welche gewaltigen gesellschaftlichen Verluste und Schäden privatkapitalistische Produktion und Aneignung hervorbringt bei gleichzeitig wachsendem Reichtum einiger weniger. Fast scheint es, dass Krise zumindest hierzulande ohne wesentliche Einschnitte und soziale Folgen gemeistert würde. Stärker aus der Krise herauskommen, davon reden die Eliten. Wie und mit welchen Folgen Krisenlasten von den starken auf schwache Länder abgewälzt werden, das wird weniger thematisiert. Die Wirkungen auf Entwicklungsländer, auf Länder unter ökonomischer, militärischer und politischer Herrschaft von EU und NATO werden verschwiegen, als sei es ohne Zusammenhang zur Krise. Existenzbedrohung für viele Beschäftigte in Gewerbe, Handwerk, Kultur, Handel, Gastronomie, Dienstleistung – das wird allenfalls an Einzelbeispielen gezeigt. Die Milliarden, die zur »Stabilisierung« der Wirtschaft – d. h. der Konzerne und ihrer Profitraten – aufgebracht werden, die werden zeitverzögert sicher zu begleichen sein und dann für öffentliche Daseinsvorsorge schmerzlich fehlen. Ein Wohlstandsprogramm ist Kurzarbeit auch nicht. Am Ende erweist sich einmal mehr, was die Funktion von Krisen ist, wie Marx es bereits herausfand. Was wir sehen und hören, ist nichts anderes als die Vernichtung von Kapital, die Herstellung der Proportionen am Markt, der Ausgleich der Widersprüche. Im Grunde findet genau das statt, wenn auch in modifizierten Formen. Die ganze Unmenschlichkeit des Systems, seine Überlebtheit zeigen sich bereits in aller Grausamkeit daran, dass diese Gesellschaft mit Millionen Menschen nichts anzufangen weiß, Menschen sterben lässt, wie schon Kriege in der Vergangenheit Krisenlösung waren. Modernste technische Möglichkeiten werfen die ungelöste Frage nach der Zukunft von Millionen Beschäftigten auf. Welche Lösung bietet das Kapital? Vor 30 Jahren wurde gejubelt, es gebe keine Krisen mehr.
Roland Winkler, Aue
Veröffentlicht in der jungen Welt am 24.09.2020.
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