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Leserbrief zum Artikel Die feinen Unterschiede: Bourdieu und mein Vater vom 01.08.2020:

Vom Drittschlechtesten zum Drittbesten

Danke für den guten Artikel! Ich habe ihn ohne Unterbrechung durchgelesen, weil er in vielen Teilen meine damalige Schülersituation in der Volksschule beschreibt. Bis zur 7. Klasse war ich der drittschlechteste Schüler in der Klasse – was eindeutig an der Lehrerin lag. Meine Eltern waren Arbeiter. Mein Vater war Hochofenbauer und meine Mutter Hausfrau mit vier Kindern. In der 8. Klasse bekamen wir eine neue, junge Lehrerin aus der DDR – sie war nach Hamburg umgesiedelt. Sie machte als erstes eine »Bestandsaufnahme« und »Intelligenzprüfung« von uns Schülern, ohne dass wir etwas davon mitbekamen. Danach wurden viele Dinge auf den Kopf gestellt: Die »guten« Kleinbürgerschüler, die immer gute Noten bekamen, waren auf einmal nicht mehr gute Schüler. Die »schlechten« Schüler, die als Höchstnote eine 3 bekommen hatten, waren wie ausgewechselt, viele wurden gute Schüler. Innerhalb von Wochen wurde der Unterrichtsstil total verändert. Es wurde diskutiert, und Schülermeinungen waren gefragt. In diesen Wochen wurde ich zum guten Schüler. Später wurde ich der drittbeste Schüler in der Klasse. Das war der Beweis, dass Bourdieu recht hat, wenn er sagt, dass Lehrer Kleinbürgerkinder bevorzugen, weil sie aus dem gleichen Milieu stammen.
Manni Guerth
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