Leserbrief zum Artikel Film: Planet der Klassen
vom 12.05.2020:
Verschlafene Salonbolschewisten
Es ist kaum zu glauben. Die junge Welt – am Film »Planet of the Humans« kann man wie an allem vieles kritisieren – endet wie Dieter Nuhr. Erst verschliefen – leider – die meisten der wenigen wirklich linken Menschen 30 Jahre die Klimaprobleme, weil es nicht in den Kram passte. Dieses Thema den »Grünen« überlassen zu haben, war fatal. Nun übergeht Christian Stache salopp, dass »Konsumverzicht« im Film die paar Prozent – uns im Westen – meint, die vor allem auf Kosten der Armen und der vielen Länder leben, über die gerade auch Linksradikale allzuoft fliegen, um im Flieger über »internationale Solidarität« zu faseln. Es ist ungefähr, als würden sie eine Firma gründen, in der fünf oder sieben Prozent 250 Euro Stundenlohn bekommen und 85 Prozent unter Mindestlohn, erbärmliche Löhne. Und dann »reaktionär« nennen, wenn man forderte, die fünf Prozent sollten nur einen Bruchteil verdienen. Es ist nicht zu sagen, wie absurd das ist. »Reaktionär« soll es sein, die Fressgier des kapitalistischen Westens zu kritisieren? Und das von einer Zeitung, die lange kaum was zum Thema brachte und bis heute nicht versteht, dass westlicher postmoderner Luxuslifestyle nicht weltweit »solidarisch« zu haben ist? Kinder ...
Veröffentlicht in der jungen Welt am 04.06.2020.