Leserbrief zum Artikel Konterrevolution: Rauben, egal, was das kostet
vom 06.11.2019:
Die Unvollendete
1989 demonstrierten viele Ostdeutsche für eine bessere DDR. Ihr Wunsch blieb unerfüllt. Die DDR ging unter, die BRD obsiegte. Mit der ersehnten DM vollzog sich die Enteignung der Ostdeutschen, die Zahl bundesdeutscher Millionäre verdoppelte sich auf über eine Million. In Ostdeutschland gab es plötzlich vier Millionen Arbeitslose. 95 Prozent des Volkseigentums wurden liquidiert. 1,4 Billionen DM. 90.000 je Ostdeutschen. Ersatzlos. 87 Prozent gingen in westdeutsche, sieben Prozent in ausländische, und sechs Prozent verblieben in ostdeutschen Händen. Das Ergebnis ist eine kleinteilige Wirtschaft. Der einstige Chef der Treuhand, Detlev Rohwedder, verfolgte das Ziel »Sanieren geht vor Liquidieren«. Er wurde erschossen. Den Fokus auf die Treuhand zu richten, lenkt davon ab, dass die Volksenteignung gewollt war, um Konkurrenten loszuwerden und Absatz zu gewinnen. Die ostdeutschen Eliten wurden ausgetauscht. Von 35 Ministern und Staatssekretären sind zwei aus dem Osten. Nur zwei Ostdeutsche sind unter den 140 deutschen Botschaftern. An den 81 Universitäten ist kein ostdeutscher Rektor. 80 Prozent der Führungskräfte in den neuen Bundesländern kommen aus dem Westen. 42 Prozent der Ostdeutschen fühlen sich bis heute als Bürger zweiter Klasse. Die Quittung für die Demütigung der Ostdeutschen und das politisches Versagen ist die AfD.