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Leserbrief zum Artikel Repression in der DDR: Vertraute Melodien vom 22.03.2019:

Frage der Schlussfolgerungen

Wenn Linke nicht über ihre Geschichte reden, dann sind sie nutzlos. Die Artikelserie im Heft der Roten Hilfe wirbelt einigen Staub auf, es ist der dichte Staub, der auf den Dokumenten unserer eigenen Geschichte (gemeint ist die der Linken) liegt und den kaum jemand von ihnen beiseite kehren will. Jeder hat heute wieder etwas zu verlieren. Antikommunisten aller Couleur bedienen sich derweil aus diesem Fundus und schüren den Zwist zwischen den unzähligen Fraktionen der Linken, die es inzwischen gibt.. Ich bin nicht Mitglied in der Roten Hilfe, ich  bin nirgendwo Mitglied, aber ich glaube auch nicht, dass die Antikommunisten in der Roten Hilfe sitzen. Wenn es nicht gelingt, sachlich und mit belegbaren Argumenten über die dort aufgeworfenen strittigen Fagen zu reden, werden die Gräben nur noch tiefer werden. Der Artikel »Vertraute Melodien« von Leo Schwarz (jW 22.3.19, S. 11) erfüllt diese Hoffnungen leider nicht. Er ist in weitesten Teilen polemisch und bemüht sich eben nicht, mit Argumenten zu antworten. Der Feind scheint wieder einmal ausgemacht zu sein. Schwarz fordert zwar eine seriöse, aus den Quellen gearbeitete Darstellung, bleibt aber selbst eine seriöse Quellenkritik der in der Roten Hilfe genannten Quellen schuldig.
Ich habe mich viele Jahre mit dem KZ Buchenwald beschäftigt und 2015 einen Beitrag zum 70. Jahrestag der Befreiung des Lagers geschrieben, der aber von allen Adressaten mit Nichtbeachtung behandelt wurde. Damals auch von der jW. Die Gründe dafür scheinen mir verständlich, wenn ich die Reaktionen auf die Roten-Hilfe-Artikel betrachte. Das inkriminierte Buch von Niethammer u. a. könnte man getrost vergessen, bestünde es nur aus den Schlussfolgerungen der Verfasser, die auch von mir mit Recht als antikommunistisch gewertet werden. Bemerkenswert sind allerdings die dort veröffentlichten Dokumente aus dem SED-Nachlass. Ich habe mir die Mühe gemacht, einen großen Teil dieser Dokumente im Bundesarchiv selbst zu lesen, weil ich sichergehen wollte, dass die Autoren nicht mit falschen Karten spielen. Die von ihnen veröffentlichten Dokumente sind authentisch, den von Niethammer u. a. daraus gezogenen Schlussfolgerungen muss ich deshalb noch lange nicht folgen – und ich tue es auch nicht. Der Wetterbericht wird doch nicht dadurch zur Lüge, nur weil ihn ein Antikommunist vorliest. (...)
Günter Pelzl, Hennigsdorf
Veröffentlicht in der jungen Welt am 26.03.2019.
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