Leserbrief zum Artikel Geschichte der DDR: Zwischen Routine und Resignation
vom 28.02.2019:
DDR hatte ohne SU keine reale Chance
(…) Was will der Autor damit aussagen? Ich meine, 30 Jahre nach dem Ende des Sozialismus ist solch ein Miniausschnitt aus der größten Niederlage des revolutionären Kampfes der Arbeiterklasse und aller antiimperialistischen Bewegungen der Welt irreführend. Wir wissen heute, dass eine von »oben« organisierte Konterrevolution, mit Gorbatschow und seiner Clique an der Spitze, stattfand. Die anstehenden Probleme bei der weiteren Ausgestaltung des Sozialismus wurden mit der Perestroika und Glasnost genutzt, um den Weltsozialismus zu zerstören. Zu dem Zeitpunkt, über den der Artikel informiert, waren in der DDR bereits konterrevolutionäre Kräfte in den Parteiführungen und staatlichen Institutionen sowie Betrieben und Einrichtungen sehr aktiv. Etliche von diesen vertreten heute noch den Standpunkt, die organisierte Niederlage des Sozialismus war keine Konterrevolution, sondern eine »Wende«. Der Artikel geht der Frage aus dem Weg, wer, außer Schabowski, der sich als Antisozialist geoutet hatte, noch im Politbüro auf der Linie von Gorbatschow ein falsches Spiel spielte. Ich denke, dazu könnte Egon Krenz mit einer wahrhaftigen Darstellung der Ereignisse seit 1985, als Gorbatschow Generalsekretär des ZK der KPdSU wurde, eine Wissenslücke über diese Zeit schließen. Eines war zu dem Zeitpunkt 1989 recht deutlich. Die einseitige Veränderung der Wirtschaftsbeziehungen durch die SU zu den sozialistischen Staaten trieb die DDR regelrecht in die raffgierigen Arme des imperialistischen BRD-Systems!! Selbst wenn das Politbüro der SED 1989 ohne Routine und Resignation beraten hätte, ohne eine zuverlässige SU hatte die DDR keine reale Chance, als sozialistischer Staat weiterzuexistieren. Ansonsten müssten zwei Fragen beantwortet werden: 1.) Warum konnten intellektuelle Kräfte eine antisozialistische Großdemonstration in Berlin durchführen, warum wurde aber die Arbeiterklasse nicht mobilisiert? 2.) Worin bestand das eigentliche Ziel des Putsches gegen Honecker? Es wäre von Roesler gut gewesen, statt dem Politbüro vorzuwerfen, den Ernst der Lage, durch Misstrauen der Perestroika, nicht erkannt zu haben, lieber deutlich zu machen, welche Entscheidungen seiner Meinung nach hätten getroffen werden müssen.