junge Welt: Jetzt am Kiosk!
Gegründet 1947 Sa. / So., 11. / 12. Mai 2024, Nr. 109
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben
junge Welt: Jetzt am Kiosk! junge Welt: Jetzt am Kiosk!
junge Welt: Jetzt am Kiosk!

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Klassiker: »Für mich ist Noske eine präfaschistische Figur« vom 12.01.2019:

Weniger ist mehr

Das Interview mit Klaus Gietinger in der Beilage zur Rosa-Luxemburg-Konferenz finde ich sehr gut. Zwei Gründe sind für dieses Urteil Ausschlaggebend. Einerseits wird damit das unglaubliche Agieren der SPD-Spitze in Erinnerung gerufen, als sie mit den Herren Ebert und Noske 1918/1919 das erste Mal an den Schaltstellen dieses Landes stand. Andererseits kann man diesem Gespräch entnehmen, inwieweit die Forschungsergebnisse von Heiner Karuscheit schon in den linken Mainstream eingegangen sind. Den Begriff der »Verpreußung« der SPD hat er geprägt und in diesem Zusammenhang auch herausgearbeitet, warum Bebel ein »Anhänger des preußisch-deutschen Militärstaates« (Gietinger) geworden ist. Daher finde ich es schade, dass in diesem Zusammenhang Karuscheit nicht positiv erwähnt worden ist. Eigentlich sollte auch in der Linken gelten: Ehre, wem Ehre gebührt. Aber vielleicht gibt es dafür ja einen Grund. Karuscheit nennt ja nicht nur die Gründe für das Agieren der SPD-Führung, sondern zeigt auch, dass die Linke mit einer falschen Orientierung in die damalige soziale Bewegung gegangen ist. Diese Orientierung findet sich im Oktoberprogramm des Spartakusbundes. Möglicherweise möchte man nicht über die Fehler unserer Märtyrer sprechen, derer wir dieser Tage gedenken. Auch wenn Nico Popp als Interviewer mit der Frageeinleitung »die Niederschlagung der – im weitesten Sinne – sozialistischen oder, wenn man so will, radikaldemokratischen Massenbewegung von 1918/19« eigentlich einräumt, dass damals die sozialistische Revolution nicht auf der Tagesordnung stand. Eigentlich zeigt der Ablauf der Novemberrevolution, dass auch in der (linken) Politik der Spruch »Weniger ist mehr« seine Berechtigung hat. Wenn man seine weitestgehenden Träume sofort umsetzen will, gibt man nur dem Gegner auf der Rechten die Möglichkeit zu triumphieren.
Emil Berger
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
  • Schäbige Rolle

    Wir haben im Vorbereitungskreis Bremer Räterepublik mit den verschiedensten Bündnispartnern über die schändliche Rolle der SPD-Führung äußerst kontrovers diskutiert. Eine klasse Veranstaltung fand let...
    Gerd-Rolf Rosenberger, Bremen
  • Verraten und verkauft

    Vielen Dank für das Interview mit Klaus Gietinger über die Rolle der SPD während der Revolutionstage 1918/19. Gietinger hat es geschafft, auf knappen drei Zeitungsseiten alles zu sagen, was relevant i...
    Klaus Abele, Vaihingen/Enz
  • Wer hat uns verraten

    Ein hochinteressantes und sehr informatives Interview! Es fing ja schon damit an, dass die SPD im Jahre 1914 den Kriegskrediten für den Ersten Weltkrieg zustimmte. Seitdem ist die Partei aus ihrem Sch...
    Charlotte Ullmann
  • Willy Huhn bestätigt

    Ein sehr interessantes Interview. Gietinger bestätigt mit seiner präzisen Einschätzung der Rolle der SPD seit 1914 als völkischer Kraft die Analyse des Rätekommunisten Willy Huhn. Der hatte in seiner ...
    Peter Nowak