Leserbrief zum Artikel Kein frohes Fest: Die Ausgegrenzten
vom 24.12.2018:
Sparen zum Fest
Nicht nur Kinder, deren Eltern auf Hartz IV angewiesen sind, leiden an Weihnachten unter Armut. Kinderlosen Erwachsenen im Hartz-IV-Bezug geht es ebenso: Auch ich selbst gönne mir zu Weihnachten keinerlei besondere »Gaben« bzw. Geschenke, auch kein besonderes Weihnachtsessen – denn schließlich steht der Januar als finanziell schwierigster Monat des ganzen Jahres unmittelbar bevor. Hinzu kommt die oftmals lange Bearbeitungszeit des Jobcenters in Leistungsangelegenheiten mit der für den »Kunden« damit einhergehenden, nicht enden wollenden Ungewissheit über seine zukünftige finanzielle Situation, die zum vorsorglichen Sparen auch an Weihnachten zwingt: Bis vor kurzem war beispielsweise noch völlig offen, ob das Jobcenter die von meinem Vermieter schon im Sommer angekündigte, ab 1. Januar 2019 wirksam werdende Mieterhöhung übernimmt – den entsprechenden positiven Änderungsbescheid des Jobcenters habe ich trotz umgehender Beantragung und mehrfacher telefonischer Nachfrage erst Anfang Dezember in meinem Briefkasten vorgefunden. In den langen Monaten dazwischen habe ich vorsorglich unter anderem mein jW-Onlinesozialabo gekündigt – denn wie diese Entscheidung des Jobcenters am Ende ausfallen würde, war für mich im Vorfeld nicht absehbar.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 28.12.2018.