Leserbrief zum Artikel AfD: Kahlschlag und Misere
vom 04.09.2018:
Aus dem hohlen Bauch
»Aus ihrer gemeinsamen Niederlage haben die etablierten Parteien offensichtlich nichts gelernt«, bemerkt der Autor u. a. zutreffend. Es ist sogar möglich, Gelerntes, ja einmal als Grundverständnis Geltendes zu »vergessen«, zu verleugnen und vielleicht der Machtteilhabe zu opfern. Was Genossen der linken Führungsspitze inzwischen als Antisemitismusverständnis »gelernt« haben, fern jeder objektiven Betrachtung und unter bewusster Vermischung von Tatsachen, die nicht zu vermischen sind, das gibt ernüchternde Einblicke in Bewusstseinsprozesse gesellschaftlicher und parteipolitischer Art bis in die Köpfe der Menschen.
Werner Seppmann stellt heute die aktuell sehr berechtigte Frage, warum Arbeiter die AfD wählen. Die Frage ist nicht neu (...). Seppmann liefert dazu klassenmäßige, soziale Positionen. Die Arbeiter, die Lohnabhängigen, die Kriegsgegner usw., in der notwendigen aktiven, veränderungsfähigen Masse, mit bewussten, klaren politischen, sozialen Forderungen – hat es sie je so gegeben, wie wir es uns gern ausmalen? Was hat Massen letztlich in Bewegung gebracht? Erst einmal ein bestimmtes Bauch- und Zugehörigkeitsgefühl, das Gefühl, es geht mich Bedrohendes vor sich. Genau das ließ sich immer und zu jeder Zeit bestens benutzen, benutzen gegen die eigenen Interessen von Arbeitern und Lohnabhängigen. Soziale und politische Themen, die wir nicht einleuchtender, überzeugender und argumentativer an die Masse zu bringen fähig sind, wo wir untereinander auch noch selbst gespalten, unsicher sind und uns zerlegen, zerlegen lassen, da muss sich niemand wundern über das Verhalten der Klasse, die nur so bewusst ist und auftreten kann, wie sie gemacht wird. Machen das nicht andere mit Bild und Co. schon lange ohne AfD vor? Da ist noch nicht einmal die Rede davon, welche Kraft links auf die Straße bringen kann und muss. TTIP vor wenigen Jahren war ein Moment, der gezeigt hat, was geht, gehen kann, aber was auch Regierende, Medien u. a. einfach zu ignorieren vermögen. Und was das Wählen bedeutet, das ist wohl noch einmal eine andere Frage, als wir sie gern als höchste Form der Demokratie sehen möchten. Arbeiter unpolitisch, unzufrieden, besorgt und verängstigt in die Zukunft blickend, sich orientierungslos fühlend usw., der wählt auch so und in der Gewißheit, keine Nazis gewählt zu haben.
Werner Seppmann stellt heute die aktuell sehr berechtigte Frage, warum Arbeiter die AfD wählen. Die Frage ist nicht neu (...). Seppmann liefert dazu klassenmäßige, soziale Positionen. Die Arbeiter, die Lohnabhängigen, die Kriegsgegner usw., in der notwendigen aktiven, veränderungsfähigen Masse, mit bewussten, klaren politischen, sozialen Forderungen – hat es sie je so gegeben, wie wir es uns gern ausmalen? Was hat Massen letztlich in Bewegung gebracht? Erst einmal ein bestimmtes Bauch- und Zugehörigkeitsgefühl, das Gefühl, es geht mich Bedrohendes vor sich. Genau das ließ sich immer und zu jeder Zeit bestens benutzen, benutzen gegen die eigenen Interessen von Arbeitern und Lohnabhängigen. Soziale und politische Themen, die wir nicht einleuchtender, überzeugender und argumentativer an die Masse zu bringen fähig sind, wo wir untereinander auch noch selbst gespalten, unsicher sind und uns zerlegen, zerlegen lassen, da muss sich niemand wundern über das Verhalten der Klasse, die nur so bewusst ist und auftreten kann, wie sie gemacht wird. Machen das nicht andere mit Bild und Co. schon lange ohne AfD vor? Da ist noch nicht einmal die Rede davon, welche Kraft links auf die Straße bringen kann und muss. TTIP vor wenigen Jahren war ein Moment, der gezeigt hat, was geht, gehen kann, aber was auch Regierende, Medien u. a. einfach zu ignorieren vermögen. Und was das Wählen bedeutet, das ist wohl noch einmal eine andere Frage, als wir sie gern als höchste Form der Demokratie sehen möchten. Arbeiter unpolitisch, unzufrieden, besorgt und verängstigt in die Zukunft blickend, sich orientierungslos fühlend usw., der wählt auch so und in der Gewißheit, keine Nazis gewählt zu haben.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 07.09.2018.