Leserbrief zum Artikel Kino: Gewaltige Landnahme
vom 23.08.2018:
Hauptsache nachtreten
Die Kritiken nähern sich aus verschiedenen Blickwinkeln, aber ihnen allen ist vollumfänglich zuzustimmen: Nur auf den ersten Blick erscheint es unklar, warum das ausgesprochen facettenreiche Leben Gundermanns darauf reduziert wurde, dass sich ein ehemaliger IM »unter Gewissensqualen« bei seinen »Opfern« entschuldigt, mit ein paar Liedern und ein paar Nackten und der Diskussion um »Täter«- und »Opfer«- Akten zwischendurch. Neben dieser wie üblich völlig reduzierten, einseitigen und damit geschichtslosen Betrachtung der Tätigkeit des »Staatssicherheitsdienstes« der DDR werden auch wieder mal die üblichen DDR-Klischees verwurstet: lächerliche Funktionäre, lächerliche Versammlungen, haltlose Planvorgaben, der betonköpfige Altgenosse usw.
Andreas Dresen betonte vor dem Filmstart, er wolle weg von der »Täter-Opfer-Einseitigkeit«, das konnte durchaus neugierig machen. Aber dann: Diese zusammenhangslose Klitterei des Lebens von Gundermann, umrahmt von den obengenannten abgedroschenen, mittlerweile nicht mal mehr halbwegs originellen DDR-Klischees – den Film kann man nur als Enttäuschung und Ärgernis bezeichnen.
Dann noch die Inszenierung der großen Geste der öffentlichen Distanzierung von der »Stasi« in der Konzertszene zum Schluss – der erste Eindruck entscheidet, der letzte Eindruck bleibt.
Was soll das, und warum endet ausgerechnet damit der Film?
Im Grunde banal, die Sache scheint (s. o.) eben nur unklar: Ein Blick auf die (west-)deutschen Finanziers macht es klar: Wer die Musik zahlt, bestimmt, was gespielt wird! Und auch hier geht es wieder nur um die Delegitimierung der DDR, dazu kann Gundermann oder sonst jemand benutzt werden, völlig egal, Hauptsache, das Nachtreten ist drin! Und möglichst mit solchen Szenen wie der Genannten zum Schluss, die haftenbleiben sollen, damit es auch der Letzte begreift, wie furchtbar die DDR-Dikatur war.
Aus Sicht der Finanziers ist damit ihr Geschichtsverständnis im Drehbuch/Film ausreichend untergebracht, die Botschaft wirksam plaziert – der Geldhahn kann aufgedreht werden!
Bezeichnenderweise wurde im Film nicht ein einziges Mal darauf eingegangen, warum Gundermann in der DDR so wurde, wie er war: Er war auf der Suche nach einer fairen und freundlichen Gesellschaftsordnung mit Zukunftaussichten. Die fand er nicht in der DDR, aber auch nicht nach der Wende, seine Platten und die Zwischentexte der Livekonzerte, die Filme von Richard Engel und das Interviewbuch mit ihm machen es deutlich.
Hätte Gundermann weitergelebt und sich mit seiner Sicht auf die heutige Gesellschaft so weiterentwickelt, wie es sich gerade auf den letzten beiden CDs angedeutet hat – die heutigen Geldgeber hätten ihm garantiert keinen Film finanziert!
Obwohl zunächst schwer ersichtlich, hat der Film mindestens eine Botschaft – aber garantiert nicht eine im Sinne des Lebens und der Lieder von Gundermann.
Also, wie in jW empfohlen: Abstand halten!
Andreas Dresen betonte vor dem Filmstart, er wolle weg von der »Täter-Opfer-Einseitigkeit«, das konnte durchaus neugierig machen. Aber dann: Diese zusammenhangslose Klitterei des Lebens von Gundermann, umrahmt von den obengenannten abgedroschenen, mittlerweile nicht mal mehr halbwegs originellen DDR-Klischees – den Film kann man nur als Enttäuschung und Ärgernis bezeichnen.
Dann noch die Inszenierung der großen Geste der öffentlichen Distanzierung von der »Stasi« in der Konzertszene zum Schluss – der erste Eindruck entscheidet, der letzte Eindruck bleibt.
Was soll das, und warum endet ausgerechnet damit der Film?
Im Grunde banal, die Sache scheint (s. o.) eben nur unklar: Ein Blick auf die (west-)deutschen Finanziers macht es klar: Wer die Musik zahlt, bestimmt, was gespielt wird! Und auch hier geht es wieder nur um die Delegitimierung der DDR, dazu kann Gundermann oder sonst jemand benutzt werden, völlig egal, Hauptsache, das Nachtreten ist drin! Und möglichst mit solchen Szenen wie der Genannten zum Schluss, die haftenbleiben sollen, damit es auch der Letzte begreift, wie furchtbar die DDR-Dikatur war.
Aus Sicht der Finanziers ist damit ihr Geschichtsverständnis im Drehbuch/Film ausreichend untergebracht, die Botschaft wirksam plaziert – der Geldhahn kann aufgedreht werden!
Bezeichnenderweise wurde im Film nicht ein einziges Mal darauf eingegangen, warum Gundermann in der DDR so wurde, wie er war: Er war auf der Suche nach einer fairen und freundlichen Gesellschaftsordnung mit Zukunftaussichten. Die fand er nicht in der DDR, aber auch nicht nach der Wende, seine Platten und die Zwischentexte der Livekonzerte, die Filme von Richard Engel und das Interviewbuch mit ihm machen es deutlich.
Hätte Gundermann weitergelebt und sich mit seiner Sicht auf die heutige Gesellschaft so weiterentwickelt, wie es sich gerade auf den letzten beiden CDs angedeutet hat – die heutigen Geldgeber hätten ihm garantiert keinen Film finanziert!
Obwohl zunächst schwer ersichtlich, hat der Film mindestens eine Botschaft – aber garantiert nicht eine im Sinne des Lebens und der Lieder von Gundermann.
Also, wie in jW empfohlen: Abstand halten!
Veröffentlicht in der jungen Welt am 27.08.2018.