Roman einer Endzeit
Vor 75 Jahren erschien Thomas Manns »Doktor Faustus«. Das Buch zeigt die politischen Defizite des bürgerlichen Humanismus und die Isolation der modernen Kunst
Jürgen PelzerAm 29. Mai 1945 hielt Thomas Mann vor großem Publikum eine Rede in der Forschungsbibliothek des US-Kongresses in Washington. Der Titel der zunächst auf englisch gehaltenen Rede »Germany and the Germans« versprach eine Bestandsaufnahme der Lage in Deutschland wenige Wochen nach der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai.¹ Dem amerikanischen Publikum stellte sich nicht nur die Frage, was mit Deutschland nach den von den Nazis angezettelten Kriegen und der Massenvernichtung von Jüdinnen und Juden und Regimegegnern geschehen sollte, sondern auch, wie ein solch eklatanter Rückfall in die Barbarei bei einem Volk möglich gewesen war, das in der Vergangenheit als eines der Dichter und Denker galt. Mann, der Nobelpreisträger des Jahres 1929, seit 1938 im US-Exil und seit kurzem US-amerikanischer Staatsbürger, sollte darauf eine Antwort geben.
Mann machte sich diese Antwort nicht leicht. Er griff weit in die Geschichte zurück und bemühte sich, einige Wesenszüge und...
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