Der »rote Jude«
»Ich hab’s mein Lebtag nicht gelernt, mich fremdem Zwang zu fügen.« Erich Mühsam zum 125. Geburtstag
Karl UngerKein Schlips am Hals, kein Geld im Sack.
Wir sind ein schäbiges Lumpenpack,
auf das der Bürger speit.
Der Bürger blank von Stiebellack,
mit Ordenszacken auf dem Frack,
der Bürger mit dem Chapeau claque,
fromm und voll Redlichkeit.
Dieses 1912 veröffentlichte »Lumpenlied« macht die Grundposition des Lebens und literarischen Schaffens von Erich Mühsams deutlich. Das »wir« dokumentiert seine Identifizierung mit den gesellschaftlich Entrechteten. Auf der anderen Seite stehen die Stützen des bürgerlichen Staates: Bourgeoisie und Adel sowie ihre Mitläufer, die Masse der ehrsamen und engstirnigen Kleinbürger. Für sein Löcken wider den Stachel, für seine beißenden Satiren, die tief ins Mark trafen, mußte der Dichter schließlich mit seinem Leben bezahlen. Schon lange vor dem 30. Januar 1933 hatte Joseph Goebbels gesagt: »Dieses rote Judenaas muß krepieren.« Der Haß der Nazis auf Erich Mühsam war so grenzenlos, weil der Dichter für all das stand, was auszurotten s...
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