Die Zeit des Ablammens
Zur Idiotie des Landlebens gehören rassistische Ressentiments. Von deren Überwindung erzählt der überragende Debütfilm »God’s Own Country«
Matthias ReicheltDie erste Einstellung zeigt ein Gehöft in Yorkshire, Nordengland, in der Morgendämmerung. Allmählich schälen sich die Konturen des Gebäudes heraus. Hinter einem Fenster im oberen Stockwerk geht Licht an. Und dann erklingen Kotzgeräusche aus dem Off, eine empfindliche Störung der anfänglichen Idylle. Nach dem Schnitt ist der Rücken eines jungen Mannes zu sehen, der sich über eine Kloschüssel beugt. Er wischt den Mund an dem flauschigen Klodeckelbezug ab, deutliche Spuren hinterlassend. Die Großmutter ruft von unten entnervt: »John Saxby!« Im nächsten Moment kommt ihr Sohn angezogen in die Küche. Der Vater habe nach ihm gefragt, teilt sie mit, auch solle er nach der Färse schauen (Kuh, die noch nicht gekalbt hat). »Du hast uns die halbe Nacht auf Trab gehalten«, fügt sie hinzu. Sie habe seine Kotze zum letzten Mal aufgewischt.
Damit ist die Grundstimmung auf dem Hof umrissen. Gegen einen Alltag voll lästiger Pflichten rebelliert John mit exzessivem Alkoh...
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