Man muss lange suchen
Zum 100. Geburtstag von Dada schenkt das Kunsthaus Stade Hannah Höch eine Werkschau
Iven EinszehnStade ist ein seltsamer Ort. Eine legolandartige Kleinstadt, in der die adrett zurechtgemachten Fachwerkhäuser, eins hübscher als das andere, jeden Tag gezählt werden. Mancher Rentner, der durch die zugepflasterte Innenstadt von Stade stolpert und sich am pittoresken Postkartenambiente der lackierten Fassaden ergötzt, wird einen Menschen wie mich, der dieses Ambiente abstoßend findet, kaum verstehen.
In seiner vollkommenen Schönheit ist Stade auf perfide Weise potthässlich. Diese geleckte Welt kommt nämlich ohne Spuren lebender Menschen daher. Auch am hundertsten Häuschen ist nichts Individuelles auszumachen, so als wäre es der Bevölkerung per Stadtverordnung verboten, Blumentöpfe oder Figürchen vors Haus zu stellen, gar kleine Vorgärten anzulegen. Denkt man sich die zufälligen Passanten von den Straßen weg, ist alles Lebendige ausradiert. Man muss lange suchen, um irgendwo ein abgestelltes Fahrrad zu entdecken, noch länger für einen Aufkleber an einem La...
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