01.03.2010 / Ausland / Seite 7
Wahrheit als Behinderung
Karadzic-Prozeß in Den Haag wird heute fortgesetzt. NATO-Schuld darf keine Rolle spielen. Gericht droht Angeklagtem mit Pflichtverteidiger auf Abruf
Cathrin Schütz
Am heutigen Montag wird nach mehrmonatiger Unterbrechung der
Prozeß gegen den ehemaligen bosnisch-serbischen
Präsidenten Radovan Karadzic vor dem Jugoslawien-Tribunal
in Den Haag (ICTY) fortgesetzt. Karadzic hat angekündigt,
über zwei Sitzungstage hinweg die Eröffnungsrede seiner
Verteidigung vorzutragen. Im vergangenen Oktober hatte der
Prozeß mit dem Eröffnungsplädoyer der Anklage
begonnen. Karadzic war diesem ferngeblieben, um gegen die
Bedingungen seiner Verteidigung zu protestieren. Er hatte
wiederholt beantragt, für seine Vorbereitung mehr Zeit zur
Verfügung gestellt zu bekommen. Diese Forderung ergab sich aus
dem Umfang der ihm von der Anklage seit seiner Auslieferung an das
ICTY im Jahr 2008 zugestellten Dokumente von gut einer Million
Seiten. Zudem hatte sich nur eine Woche vor Verhandlungsbeginn der
Anklageinhalt, darunter Völkermord in zwei Fällen,
verändert. Statt Karadzics Argumente zu hören, entschied
das Gericht, dem sich selbst verteidige...
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