Verlorengehen wie Kleingeld
Auf die schiefe Bahn gerät, wer bürgerlich wird: Patrick Findeis erzählt auf eine Weise von Proletariern, wie noch nie erzählt worden ist
Stefan RipplingerDie bürgerliche Literatur beginnt und endet mit der Ich-Form. In seinem mehr dahinwirbelnden als -stürmenden Roman »Paradies und Römer« zeigt uns Patrick Findeis, worin es sich auflösen kann, wenn das Ich lächerlich geworden ist: ins allerbeiläufigste Wir.
Findeis’ in ein »Wir« aufgelöstes »Ich« kommt in einem unscheinbaren Nebensatz der zweiten Seite sachte auf, wie ein Hauch, bläst auf späteren Seiten immer stärker, spöttisch oder mahnend, doch erst nach knapp der Hälfte des Buchs erfahren wir, woher der Wind weht: »Ich« ist eine einigermaßen konkrete, keineswegs allwissende und übrigens mausetote Person. Dieses Ich ist das Gespenst seiner Freunde.
Die menschheitsalte Erkenntnis, dass ein Wir ohne seine Toten gar keines wäre, hat Findeis bereits mit dem Motto seines Debütromans »Kein schöner Land« (2009) festgehalten. Ob es denn so verwunderlich sei, lässt er William Faulkner fragen, dass »diese Welt vor allem von den Toten bevölkert ist«. Findeis lässt d...
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