Aufstehen gegen Neokolonialismus
Von Kwesi Pratt
Die Lage in Westafrika, wo ich mich befinde, ist schwierig. Es gibt alle möglichen Konflikte. Islamische und islamistische Aufstände nehmen in Westafrika zu. Einige Länder werden von diesen Aufständischen unter der Führung des IS direkt angegriffen. Diese Länder sind der Tschad, Burkina Faso, Mali und Niger. Hinzu kommt das Aufkommen der Azawad-Befreiungsbewegung in der Sahelzone, die mit der Gründung der unabhängigen Republik Azawad droht und zu verschiedenen militärischen Zusammenstößen auf dem Kontinent geführt hat. Zusätzlich gibt es die Probleme in Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land Westafrikas. Mit 216 Millionen Einwohnern stellt Nigeria die Hälfte der Bevölkerung Westafrikas. Das Land befindet sich in einer tiefen Krise. Im Osten leidet Nigeria unter einem sezessionistischen Aufstand. Im Nordosten gibt es Angriffe durch die Terroristen von Boko Haram. Zudem herrscht in der Region des Nigerdeltas ein Bürgerkrieg niedriger Intensität. Es ist klar, sollte Nigeria explodieren, steht ganz Westafrika in Flammen. Das ist eine sehr düstere Realität.
Gegen Militärbasen
Es ist wichtig zu verstehen, dass Westafrika die Grundlage für die westliche Expansion in Afrika gewesen ist. Bis vor kurzem hatten die Vereinigten Staaten von Amerika ihre größte militärische Drohnenbasis in Niger. Die französische Armee hat Stützpunkte auf dem gesamten Kontinent. In Ghana befindet sich derzeit die Militärbasis der Vereinigten Staaten auf dem internationalen Flughafen von Accra. Die Ausbreitung westlicher Militärbasen in der westafrikanischen Subregion stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Kämpfe der arbeitenden Menschen, für ihre Befreiung vom Neokolonialismus und für die Kontrolle und Nutzung der nationalen Ressourcen in ihrem eigenen Interesse dar.
In Westafrika wurden die Kämpfe gegen westliche Militärstützpunkte intensiviert. Und es gab bedeutende Erfolge. In Niger, Burkina Faso, Mali und Tschad wurden die westlichen Militärs vertrieben, und es gibt eine wachsende Mobilisierung gegen westliche Militärbasen auf unserem Kontinent. Der Neokolonialismus, geprägt durch die fortgesetzte Beherrschung und Ausbeutung durch ehemalige koloniale Metropolen, wird wieder zunehmend zum Ziel von Widerstand. Nehmen wir zum Beispiel die französischsprachigen Länder Afrikas, die ausnahmslos alle ihre Währungsreserven bei der französischen Zentralbank hinterlegen müssen. Das hat zu der lächerlichen Situation geführt, dass sie sich ihr eigenes Geld leihen und dafür Zinsen zahlen müssen. Die Agitation gegen ausländische Militärbasen und Verträge, die die Ausbeutung von Rohstoffen betreffen, ist in der westafrikanischen Subregion sehr populär geworden und findet breite Unterstützung. Vor diesem Hintergrund haben wir die Westafrikanische Volksorganisation gegründet, die als treibende Kraft all dieser Kämpfe der Werktätigen und Bauern dient. Damit wir uns von der neokolonialen Verstrickung befreien können und neue Gesellschaften in der westafrikanischen Subregion aufbauen können.
Welt in Flammen
Es ist natürlich wichtig zu erwähnen, dass während dieser Kämpfe in Westafrika die Welt selbst in Flammen steht. Das israelische Apartheidregime, das Palästina besetzt hält, führt weiterhin Krieg und begeht einen Völkermord gegen das palästinensische Volk. Fast 50.000 Palästinenser, vor allem Frauen und Kinder, sind mittlerweile umgekommen. Wir stehen in voller Solidarität mit dem palästinensischen Volk, das gegen die koloniale Besetzung und für einen unabhängigen und lebensfähigen palästinensischen Staat kämpft. Wir schließen uns den fortschrittlichen Kräften dieser Welt im Kampf gegen die schlimmste Form von Apartheid und Kolonialismus in diesem Jahrhundert an.
Es ist weiterhin wichtig festzustellen, dass Marokko die Demokratische Arabische Republik Sahara entgegen den UN-Resolutionen und entgegen der internationalen öffentlichen Meinung weiterhin besetzt hält. Unsere Solidarität gilt allen Menschen, die sich gegen ihre koloniale Besetzung wehren. Wir erklären unsere uneingeschränkte Solidarität mit dem Volk der Westsahara, das gegen die koloniale Besetzung durch Marokko kämpft.
Natürlich muss auch über die aggressive Haltung und die Aggression der Vereinigten Staaten von Amerika und ihrer Verbündeten gegen neu entstehende unabhängige und sozialistische Staaten in der ganzen Welt gesprochen werden, insbesondere über die Wirtschaftsblockade, die gegen Kuba verhängt worden ist und die dem kubanischen Volk unsägliches Leid zufügt. Gegenwärtig bricht die Stromversorgung und die elektrische Infrastruktur praktisch zusammen, was das Leiden des kubanischen Volkes noch verstärkt. Die Wirtschaftsblockade geht so weit, dass die Kubaner keinen Zugang zu vielen lebensnotwendigen Gütern haben, zum Beispiel zu medizinischen Produkten. Diese Blockade gegen Kuba ist völlig unmenschlich. Sie ist ungerechtfertigt und Teil der Bemühungen der Vereinigten Staaten, kleinere und jüngere Länder zur Unterwerfung zu zwingen. Wir denken, dass die fortschrittliche Welt in voller Solidarität mit dem kubanischen Volk stehen muss. Auch gegen Venezuela wurden von den Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten zunehmend Sanktionen verhängt, einfach weil das venezolanische Volk nicht diejenigen gewählt hat, die die US-Amerikaner in der Führungsstruktur des Landes sehen wollen. Wir lehnen die Interventionen der USA in Venezuela ab und unterstützen das venezolanische Volk beim Aufbau einer Gesellschaft, die auf seinen eigenen Bestrebungen und Bedürfnissen beruht. Und wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, in diesem Kampf gegen die Arroganz der Vereinigten Staaten von Amerika und ihrer Verbündeten standhaft zu bleiben.
NATO expandiert
Wir dürfen auch den Krieg in der Ukraine nicht vergessen, der verheerende Folgen hat. Zum einen für die ukrainischen Werktätigen selbst. Zum anderen führt er natürlich zu einer Situation, in der sich die Drohungen gegen Europa weiter verschärfen. Wir haben überhaupt keine Zweifel daran, dass die Ursprünge dieses Krieges auf den Expansionsdrang der NATO zurückgeführt werden können, das Bedürfnis der NATO zu expandieren und das Bedürfnis der NATO, die Unabhängigkeit Russlands zu beschneiden. Wir lehnen die fortgesetzte Lieferung von Waffen an die ukrainischen Streitkräfte ab und fordern eine Verhandlungslösung. Es ist wichtig, dass die Kriegsparteien an den Verhandlungstisch kommen und eine Vereinbarung treffen, die für das russische und das ukrainische Volk gleichermaßen zufriedenstellend ist und den Frieden in Europa sichert.
Wir können auch die Provokationen, die bewusst gegen China organisiert werden, nicht akzeptieren, jene US-Politik der strategischen Zweideutigkeit, die die Spaltung Chinas fördert und die das Regime in Taiwan de facto anerkennt. Wir lehnen jeden Versuch, dem chinesischen Volk einen Krieg aufzuzwingen, entschieden ab.
Heute leben wir in einer Welt, die durch Krieg bedroht ist. Wir leben in einer Welt, die von Hunger bedroht ist, in einer Welt, die durch Analphabetismus bedroht ist und durch die Aggressivität des Imperialismus. Wir leben in einer Welt, deren Zukunft niemand garantieren kann. Wir denken und glauben, dass es möglich ist, eine bessere Welt zu schaffen. Wir glauben fest daran, dass wir, wenn wir uns die Hände reichen und Schulter an Schulter kämpfen, diese neue Welt gemeinsam aufbauen können. Eine Welt, in der es keinen Krieg mehr geben wird. Wir sind der festen Überzeugung, dass wir diese neue Welt aufbauen können, in der es keinen Hunger gibt. Wir glauben, dass wir diese neue Welt aufbauen können, in der die arbeitenden Menschen die Früchte ihrer Arbeit ernten werden. Wir können diese neue Welt bauen, in der alle Menschen gleich sind, unabhängig von ihrer Ethnie, unabhängig von ihrer Herkunft, eine Welt, in der kein Kind mit leerem Magen ins Bett gehen muss.
Kwesi Pratt ist Generalsekretär des Socialist Movement of Ghana
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