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Aus: Ausgabe vom 29.08.2007, Seite 12 / Feuilleton

Heiterer Abschied

Meine Heimat ist ein Bett und eine Bühne«, hat George Tabori mal gesagt. Seine letzte Bühne war das Berliner Ensemble (BE). Kurz vor seinem Tod am 23. Juli hatte sich der 93jährige Tabori im Hof des Theaters am Schiffbauerdamm in einem roten Lederstuhl ein letztes Mal fotografieren lassen. Am Montag abend stand der Sessel leer auf der Bühne. BE-Intendant Claus Peymann, Senta Berger, Sunnyi Melles, Carmen-Maja Antoni, Manfred Karge und andere nahmen mit einer Lesung von Tabori-Texten Abschied.

Der Humor war angemessen schwarz, vor allem in den eingespielten Tabori-Interviews. »Glück entsteht, wenn das Unglück aufhört«, sagte er beispielsweise. Die Frage von Günter Gaus, ob er sich vor dem Tod fürchte, beantwortete er 84jährig: »Nein, momentan nicht.« Die Frage nach seiner Religion: »Ich war nie in einer Synagoge. Erst die Deutschen haben mich zum Juden gemacht.« Und die nach der Werktreue seiner Inszenierungen: War nie seine Sache. Man könne ja schließlich nicht mit Shakespeare telefonieren und ihn fragen, ob Hamlet fett sei.


Am Berliner Ensemble stehen im September das Tabori-Stück »Gesegnete Mahlzeit« (2. und 22.9.) sowie die von ihm besorgten Inszenierungen »Warten auf Godot« (6.9.) und »Die Antigone des Sophokles« (13.9.) auf dem Spielplan. (ddp/jW)

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