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Aus: Ausgabe vom 15.05.2007, Seite 15 / Betrieb & Gewerkschaft

Lesetips

Fläche oder Betrieb?

Kaum ein anderes Thema hat innerhalb der Industriegewerkschaft Metall in den vergangenen Jahren für so polarisierte Diskussionen gesorgt wie das sich verändernde Verhältnis von Flächentarifvertrag und betrieblichen Regelungen. Mit dem Band »Flächentarifvertrag und betriebsnahe Tarifpolitik – vom Anfang der Bundesrepublik bis in die 1990er Jahre« hat Udo Achten nun eine Arbeit über die historische Entwicklung dieser Debatte seit 1945 vorgelegt.

Klar ist – und das stellen IG-Metall-Chef Jürgen Peters und sein Vize Berthold Huber bereits in ihrem Vorwort zu Achtens Buch klar –, daß sich die Rahmenbedingungen der Tarifpolitik seit den 1950er und 1960er Jahren grundlegend verändert haben. Seinerzeit »eilten die erreichbaren Effektivverdienste den Tariflöhnen und -gehältern sogar davon«. Während in dieser Situation die Gewerkschaften danach strebten, die höheren Effektiveinkommen tariflich abzusichern, ist heute das genaue Gegenteil der Fall: Von dem im Flächentarif vereinbarten Lohn- und Gehaltserhöhungen kommt immer weniger bei den Belegschaften an (»negative Lohndrift«). Auf die Frage, welche Rolle »betriebsnahe Tarifpolitik« vor dem Hintergrund sich verschlechternder Kräfteverhältnisse heute spielen kann, gibt Achtens Arbeit zwar keine Antworten, wertvoll wird sie aber durch den Nachdruck einer Vielzahl von Originaldokumenten, die einen Großteil des Bandes ausmachen.

Udo Achten: Flächentarif­vertrag und betriebsnahe Tarifpolitik. VSA, Hamburg 2007. 494 Seiten, 29,80 Euro,ISBN: 978-3-89965-224-6

Normal oder ­prekär?

Die rasante Zunahme »atypischer« Beschäftigungsverhältnisse – also befristete Anstellungen und Teilzeitverträge, Arbeit in der Zeitarbeitsbranche oder als Scheinselbständige – führt in Gewerkschaften, Universitäten und Öffentlichkeit mittlerweile zu intensiven Debatten. Was sind die Ursachen für die Untergrabung der »Normalarbeit«, die bis in die Stammbelegschaften hineinreicht? Wie sollen die Gewerkschaften, die sich mit der Organisation der »Prekären« weiterhin schwertun, auf die Veränderungen der Arbeitsgesellschaft reagieren? Die Texte in dem Band »Ende der Normal­arbeit«, die auf Beiträgen vom 6. Düsseldorfer Forum zum Arbeits- und Sozialrecht im Oktober 2006 basieren, können hierzu einige Hinweise geben.

Frank Lorenz/Günter Schneider (Hrsg.): Ende der Normalarbeit? Mehr Solidarität statt weniger Sicherheit – Zukunft betrieblicher Interessenvertretung. VSA, Hamburg: 2007. 232 Seiten, 14,80 Euro, ISBN: 978-3-89965-226-0

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