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Aus: Ausgabe vom 12.01.2007, Seite 13 / Feuilleton

Menschen im Zoogehege

Wenn weltweit wieder imperialistische Ordnungskriege geführt werden, liegt es nahe, zu Formen der imperialistischen Unterhaltung zurückzukehren. Der Zoo im australischen Adelaide präsentiert seinen Besuchern einen Monat lang sechs Menschen – im ehemaligen Orang-Utan-Gehege. Das ganze wird mit »wissenschaftlicher Versuchsanordnung« begründet. Ziel sei es, neuartige Erkenntnisse über das Verhalten von Primaten in Gefangenschaft zu ermöglichen. Jeweils sechs Frauen und sechs Männer wurden für den Versuch ausgewählt. Sie wechseln sich im Wochen-Rhythmus ab, so daß jeweils sechs von ihnen das Gehege bevölkern. Eine Sonderrolle spielt die Tierpsychologin Carla Litchfield, die ebenfalls zu der Versuchsgruppe zählt. Während die übrigen elf Teilnehmer während der nächtlichen Schließzeiten des Zoos nach Hause gehen dürfen, bleibt Litchfield vier Wochen duchgängig eingesperrt. »Das wird mir genaue Vorstellungen darüber vermitteln, wie die Gerüche und Geräusche wirken und wie es ist, täglich von Tausenden Menschen angestarrt zu werden«, sagte die Wissenschaftlerin von der Universität von Südaustralien. Die Zoobesucher dürfen unter den Versuchsteilnehmern jeweils ihren »Lieblingsmenschen« auswählen. Der »Test« soll auch dazu dienen, Geld für ein neues Schimpansen-Gehege zu sammeln.

(AFP/jW)

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