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Aus: Ausgabe vom 08.12.2006, Seite 1 / Kapital & Arbeit

Transparency International droht Siemens

Unternehmen könnte wegen Schwarzkontenaffäre aus Antikorruptionsorganisation ausgeschlossen werden
Siemens droht wegen der Affäre um schwarze Konten der Rauswurf aus der Antikorruptionsorganisation Transparency International. Sollte Siemens den Verein nicht bald umfassend informieren, habe das Konsequenzen, drohte Transparency-Vorstand Peter von Blomberg im Handelsblatt vom Donnerstag. »Das Schlimmste, was uns passieren kann, ist, daß ein Unternehmen bei uns Mitglied wird und trotzdem aktiv Korruption betreibt.« Ein Konzernsprecher betonte, Siemens nehme die Bedenken ernst und sei bereit, zu kooperieren.

Ehemalige und aktive Manager werden beschuldigt, mindestens 200 Millionen Euro Firmenvermögen auf schwarzen Konten ins Ausland umgelenkt zu haben, um davon Bestechungsgelder zu zahlen. Trotz laufender Gespräche habe Transparency von dem Skandal erst aus der Zeitung erfahren, kritisierte von Blomberg.

Unterdessen wurde bekannt, daß Siemens offenbar schon seit zwei Jahren von der Existenz der Schwarzgeldkonten wußte, auf die Staatsanwälte in Liechtenstein gestoßen waren. Wie die Süddeutsche Zeitung am Donnerstag berichtete, soll der Konzern sogar mehrere Millionen Euro zurückgebucht haben, die dort gefunden worden waren. Siemens hätte seit 2004 den Skandal intern aufklären und gegebenenfalls die Staatsanwaltschaft in Deutschland einschalten können, was aber nicht geschah, schreibt die Zeitung weiter.


Siemens habe im Gegenteil Anfang 2006 sogar die Bitte des Landgerichtes Liechtenstein abgelehnt, ein Aufsichtsratsmitglied als Zeugen zu vernehmen. Die Behörden, die bereits seit zwei Jahren wegen schwarzer Kassen und mutmaßlicher Schmiergeldzahlungen bei Siemens ermitteln, wollten demnach die Konzernspitze frühzeitig mit ihren Erkenntnissen konfrontieren und ein Mitglied des Aufsichtsrates befragen. Das sei aber, wie mehrere Briefwechsel dokumentierten, vom Unternehmen abgeblockt worden. Aus dem Aufsichtsrat habe es dagegen geheißen, man sei über dieses Begehren nicht informiert worden.



(AFP/jW)

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