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Aus: Ausgabe vom 29.08.2006, Seite 2 / Inland

Bundeswehr in die Kampfzone?

Diskussion um Ausdehnung des deutschen Einsatzgebietes auf Südafghanistan
Afghanistan, insbesondere der Süden, erlebt zur Zeit »die blutigste Phase« seiner Entwicklung seit Ende des US-geführten Krieges im Jahr 2001. Am Wochenende wurden aus verschiedenen Teilen des Landes langanhaltende Gefechte gemeldet. Am Montag erschütterte ein Selbstmordanschlag die Südprovinz Helmand. Dabei starben auf einem Markt vor der Polizeiwache der Stadt Laschkar Gah 17 Menschen. 47 wurden verletzt.

Indes wurde ebenfalls am Montag erstmals über Pläne spekuliert, den Einsatz des deutschen Militärkontingents im Rahmen der internationalen ISAF-Truppe auf den umkämpften Süden auszudehnen. Dieses Vorhaben hatte zumindest das ARD-Hörfunkstudio Südasien gemeldet. Es existierten dazu, mindestens jedoch zu einem »zeitweiligen« Einsatz, im ISAF-Hauptquartier bereits konkrete Überlegungen. Das erweiterte deutsche »Engagement« werde bereits aktuell erwogen und womöglich noch vor der Bundestagsentscheidung im Oktober über eine Verlängerung des Bundeswehrmandats für Afghanistan umgesetzt.

Das Dementi der Bundesregierung kam schnell. Am Montag mittag schloß Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) einen Einsatz von deutschen Soldaten im Süden Afghanistans aus. »Wir richten unsere Konzentration auf den Norden«, behauptete Jung. Es sei »abgesprochen«, daß Deutschland für den Norden, die Italiener für den Westen, Briten sowie Kanadier für den Süden und die Amerikaner für den Osten verantwortlich seien. Außerdem habe es bislang »auch keine Anfragen gegeben«, ob die Bundeswehr ihren Einsatz ausdehnen könnte.


Demgegenüber zitierte ebenfalls am Montag die Nachrichtenagentur ddp einen namentlich nicht genannten Bundeswehroffizier, der in der afghanischen Hauptstadt Kabul erklärt habe: »Sollten wir einen solchen Befehl erhalten, müßten wir aus dem eher ruhigen Norden auch in den Süden Afghanistans marschieren.« Schließlich habe der ISAF-Kommandeur David Richards erklärt, er könne die rund 18000 NATO-geführten Soldaten dort einsetzen, wo es militärisch den »meisten Sinn macht«. Dazu hätten sich auch die Deutschen bereiterklärt.

(AFP/AP/jW)