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Aus: Ausgabe vom 10.02.2006, Seite 13 / Feuilleton

Berlinale-Randnotizen

P 50

Die Filmbranche hat die Alten entdeckt. Es handle um ein »großes, kaum angefaßtes Zuschauerpotential«, versicherte Alexander Thies am Mittwoch am Rande der Berlinale. Thies ist seit kurzem nicht mehr nur Geschäftsführer der Filmproduktionsfirma NFP, sondern auch Vorsitzender eines Vereins, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Filmwirtschaft auf den demografischen Wandel einzustimmen. Ein weiteres Vereinsmitglied, Klaus Keil von der Uni Potsdam, war bei der Präsentation für die Zahlen zuständig. »20 bis 30 Millionen kaufkräftige und wißbegierige Menschen« sind seinen Angaben nach wieder ins Kino zu kriegen. Es bräuchte nur die entsprechenden Inhalte, gutes Marketing und etwas besseres Wohlgefühl in den Filmtheatern. Heute sind gut 14 Prozent der deutschen Kinogänger über 50 Jahre alt, Tendenz steigend. Noch aber sind ältere Kinobesucher im Vergleich zur dominierenden Altersgruppe der 20- bis 29jährigen deutlich unterrepräsentiert.


(ddp/jW)

Für alle

Isabella Rossellini präsentiert am Montag in Berlin ihr soeben bei SchirmerGraf erscheinendes Buch über ihren Vater, den Regisseur Roberto Rossellini (»Roma città aperta«, »Paìsa«). »Neorealismus war ein Etikett, von dem sich mein Vater wirklich eingeengt fühlte«, erklärt sie darin. »Denn ›Neorealismus‹ war nicht sein Konzept, sondern schlicht das einzige, was er sich leisten konnte. Nach dem Krieg hat er nicht gesagt: ›Laßt uns einen Film machen, der ärmlich aussieht, improvisiert und von Laien gespielt wird, und laßt uns das dann den neorealistischen Stil nennen.« Und weiter: »Neorealismus war kein Stil, sondern eine Notwendigkeit. Mein Vater interessierte sich überhaupt nicht für Stil. Was man an seinen Filmen ja sieht.« Kein Stil ist der beste, könnte man ergänzen. Nicht nur die Tochter kommt in dem Buch zu Wort, auch ihre Mutter Ingrid Bergman, die lange mit Rosselini verheiratet war, und legendäre Kollegen wie Truffaut, Fellini, Chaplin und Hitchcock. Leider hat das Buch einen recht blöden Titel: »Im Namen des Vaters, der Tochter und der heiligen Geister – Erinnerungen an Roberto Rossellini«.


(ots/jW)

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