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Aus: Ausgabe vom 31.12.2025, Seite 15 / Antifaschismus

Fallschirmjäger: Details zu rechten Umtrieben

Frankfurt am Main. Beim Fallschirmjägerregiment 26 im rheinland-pfälzischen Zweibrücken habe sich teils mit Rückendeckung höherer Ebenen eine »rechtsextreme, offen antisemitische Clique« gebildet. Das berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Dienstag online unter Verweis auf Insider. Geschildert worden seien »Judensau«-Beschimpfungen, Hitlergrüße und eine Naziparty.

Auf einem Gruppenfoto sei ein Dutzend Soldaten zu sehen, die in stilisierter Nazikluft in die Kamera grinsen. Sie tragen demnach »einheitlich dunkle Hosen in Stiefeln, hellblaue Hemden und dazu eine rote Armbinde«. Die Vorwürfe der Ermittler, deren Unterlagen die Zeitung teils einsehen konnte, reichen laut FAZ von sexueller Belästigung bis zu »Eselsbrücken« für Bezeichnungen aus dem NATO-Alphabet wie »Alpha-Foxtrott« oder »Victor-Hotel«. Laut Ermittlungsakten würden sie von den Soldaten mit »Arschfick« und »Vergewaltigung von hinten« übersetzt.

Insgesamt werden dem Bericht zufolge bei den Luftlandekräften der Bundeswehr, die über mehrere Standorte in der BRD verfügen, derzeit mehr als 200 straf- und disziplinarrechtliche Vorwürfe untersucht. Bis zu 63 Beschuldigte hätten im Fokus der Ermittlungen gestanden. An die zwanzig Soldaten seien bereits aus der Bundeswehr entlassen worden. Weiteren sei es gegenwärtig untersagt, eine Uniform zu tragen.

Durch Eingaben mehrerer Frauen an die damalige Wehrbeauftragte Eva Högl (SPD) hätten immer höhere Dienststellen erfahren, was vor allem in Zweibrücken vor sich ging. Das Fallschirmjägerregiment 31 im niedersächsischen Seedorf gelte laut FAZ als »Frauenhasserkompanie«. Frauenfeindliche Übergriffe seien fast nie gemeldet worden. Aus einer Meldung einer Soldatin über die Verhältnisse in Zweibrücken gehe hervor, dass »der Hitlergruß als gängige Begrüßung beim Betreten einer Stube genutzt« werde, seit »die Vollziehung des Hitlergrußes angeprangert und gemeldet wurde«. Oder man habe »Sierra-Hotel« für die Buchstaben S und H aus dem NATO-Alphabet gerufen – »Sieg Heil«.

Generalleutnant Harald Gante sei nun beauftragt, bis Jahresende einen Bericht zu schreiben. »Als wir dahintergekommen sind, was in Zweibrücken vorgeht, waren wir schier sprachlos«, sagte Gante der FAZ. (jW)

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