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Aus: Ausgabe vom 17.12.2025, Seite 16 / Sport
Tischtennis

Chinesinnen unter sich

Zum Abschluss der »WTT Finals« in Hongkong: Das Tischtennisjahr 2025
Von René Hamann
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Da kann man sich wehtun: Sun Yingsha

Im Grunde war es ein gutes Jahr für den DTTB und seine Profis. Beim Mixed-Weltcup in Chengdu (China) gewann das gemischte deutsche Team das entscheidende Spiel um Bronze gegen Südkorea mit dem allerletzten Satz (8:7), womit sie wieder einmal das beste nichtasiatische Team stellten. In den Einzelwettbewerben zeigte Dang Qiu im Herbst endlich ansteigende Form: Er gewann das Turnier in London und stand in Frankfurt am Main im Finale. Sabine Winter konnte bei den Frauen ihren Sturmlauf in die Top 20 fortsetzen, und auch Annett Kaufmann machte beim Weltcup die nächsten Schritte und einen guten Eindruck.

Und doch: Beim Saisonabschluss in Hongkong, der Sonntag endete, befanden sich die beiden deutschen Herren gleich nach dem ersten Spiel wieder auf dem Rückflug: Qiu verlor, und auch Benedikt Dudas Erstrundenseuche setzte sich fort. Offenkundig überlegt er, sich im nächsten Jahr ganz auf den internationalen Zirkus zu konzentrieren und die Bundesligakarriere an den Nagel zu hängen. Ob das was bringen wird, steht auf einem anderen Tisch. Auch Hugo Calderano, im Frühjahr in der Form seines Lebens, wurde zum Ende des Jahres immer schwächer, auch wenn er da schon ein halbes Jahr lang keine Ligaspiele mehr absolviert hatte.

Die Damen hatten in Hongkong erst gar keine Möglichkeit gehabt, zu glänzen: Die Top 16 waren rein asiatisch. Für Sabine Winter kam das Turnier vermutlich zwei, drei Monate zu früh. Mal sehen, ob sie sich weiterhin an der Spitze etablieren kann oder ob mit einem Jo-Jo-Effekt ihres Antibelagspiels zu rechnen ist. Die Halbfinals beim »WTT Finals« in Hongkong, wie das Saisonabschlussturnier offiziell heißt, waren bei den Damen denn auch rein chinesisch. Und wenn Sun Yingsha, die Dominatorin der Szene, nicht verletzungsbedingt ihr Halbfinale hätte aufgeben müssen, wäre es vermutlich zum Endspiel zwischen ihr, der Nummer eins, und der Nummer zwei gekommen. Die Nummer zwei wiederum, Wang Manyu, nutzte ihre Chance und gewann im Finale recht unbedrängt gegen Kuai Man mit 4:2 Sätzen.

Bei den Herren ist das Feld ausgeglichener, es gab einige Überraschungen. Eine davon war, dass Wang Chuqin, die Nummer eins, ebenfalls im Halbfinale aufgrund einer Verletzung die Segel streichen musste. Ja, der Kalender im Welttischtennis ist mittlerweile proppevoll, und die ersten Athletinnen und Athleten zollen ihren Tribut. Selbst die chinesischen.

Nutznießer von Wangs Aufgabe war der Schwede Truls Möregårdh, der ebenso wie Calderano eine hervorragende Saison gespielt hat – der krönende Abschluss blieb ihm verwehrt, weil im Finale das Mentalitätsmonster Tomokazu Harimoto auf ihn wartete. Im Endspiel wogte es lange hin und her, und doch zeigte sich früh, dass der Japaner den etwas besseren Abschluss hatte: Er brachte Bälle zurück, mit denen niemand gerechnet hatte, und killte jeden Ballwechsel, sobald sich die Chance dazu bot. Es war ein hochklassiges Match – am Ende nützte auch Möregårdhs Griff in die Trickkiste nichts. Harimoto gewann verdient mit 4:2.

Auch vorher hatte er alles aus dem Weg geräumt, was nach oben wollte: den blindwütig aufspielenden Franzosen ­Félix Lebrun, auch er am Ende des Jahres besser denn je (4:3), und im Halbfinale den letzten Chinesen Lin Shidong, der 2024 in Hongkong noch Klassenprimus wurde (ebenso 4:3). Insofern hatten die »WTT Finals« auch bei den Herren den verdienten Sieger. Es war ein weiteres Mal ein Turnier von echtem Format. Es gab durch die Bank hochklassiges Tischtennis zu sehen. Die Spitze bei den Männern ist mindestens bis Platz zwölf enger zusammengerückt. Auch Wang musste in diesem Jahr schon ein paar Niederlagen kassieren, unter anderem gegen Harimoto. Bleibt abzuwarten, ob er sich weiter an der Spitze behaupten kann.

Aber jetzt ist mal Pause. Die in Deutschland mit der Bundesliga und dem Pokal gefüllt wird. Zwischendurch werden sich die Profis hoffentlich etwas erholen können. Ende Januar startet in Doha das nächste hochkarätige Turnier der Kategorie »Champions«. Bis auf Wang Chuqin sind da wieder alle dabei, die Damen-Top-ten sogar komplett. Na, das wird ein Fest.

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