Warum braucht es eine Konferenz zur Westsahara?
Interview: Ben Francke
Im Januar soll in Heidelberg die Konferenz »Perspektive Westsahara« stattfinden. Warum braucht es die Konferenz?
Emma Lehbib: Im Februar wird der sahrauische Exilstaat, die Demokratische Arabische Republik Sahara, 50 Jahre alt. Im vergangenen Herbst jährte sich zudem zum 50. Mal die Vertreibung der Sahrauis aus ihrer Heimat und damit der Beginn der Besatzung. In diesen fünf Jahrzehnten hat sich für uns kaum etwas verändert. Wir leben weiterhin im Exil oder unter Besatzung – zunächst unter spanischer, heute unter marokkanischer. Noch immer wird über unsere Köpfe hinweg entschieden, wie sich zuletzt auch an den Entwicklungen im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen gezeigt hat. Deshalb ist diese Konferenz so wichtig: um die Stimmen der Betroffenen hörbar zu machen. Die weitverbreitete Unwissenheit über die Westsahara führt dazu, dass politische Entscheidungsträger und Unternehmen kaum zur Verantwortung gezogen werden.
David Räder: Dass das Thema so häufig untergeht, liegt nicht zuletzt am Medienembargo durch Marokko. Berichterstattung aus den besetzten Gebieten wird aktiv verhindert, und auch westliche Medien greifen das Thema nur selten auf. Zudem spielt die Westsahara im linken, aktivistischen Milieu bislang eine eher untergeordnete Rolle.
Welche Schwerpunkte setzt das Programm?
D. R.: Die Konferenz ist so angelegt, dass die Teilnehmer am Ende des Wochenendes die zentralen Aspekte des Themas überblicken können. Zu Beginn wird ein einführender Überblick gegeben, der den Konflikt in seinen Grundzügen erläutert. Darauf aufbauend vertiefen wir ausgewählte thematische Schwerpunkte, darunter die Rolle Deutschlands, die Bedeutung der Medien im Kontext der Besatzung sowie die Auswirkungen des Klimawandels auf die Lebensrealitäten in den sahrauischen Geflüchtetencamps in Algerien. Die Konferenz versteht sich dabei nicht nur als Ort des Informationsaustauschs, sondern auch als Raum, der Impulse für solidarische Praxis gibt und weiterführende Initiativen ermöglicht.
E. L.: Eingeladen sind sahrauische Aktivisten aus den Camps, aus den besetzten Gebieten und aus der europäischen Diaspora, um diese unterschiedlichen Perspektiven zusammenzubringen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Kultur, da sich unser Kampf auch gegen die Assimilationspolitik und kulturelle Aneignung Marokkos in den besetzten Gebieten richtet. Da wir keinen eigenen Staat haben, ist Identität für uns besonders wichtig, um Geschichte und Widerstand weiterzutragen. Viele Generationen haben ihre Heimat nie gesehen, kennen aber den Befreiungskampf sehr genau, weil die sahrauische Identität untrennbar mit ihm verbunden ist.
An wen richtet sich Ihre Einladung?
D. R.: Wir hoffen, ein breites Publikum anzusprechen. Selbstverständlich richtet sich die Konferenz stark an das aktivistische Milieu, aber ebenso an politisch interessierte Bürger. Gerade in Heidelberg möchten wir Menschen erreichen, die sich grundsätzlich für politische Themen interessieren, und sie ausdrücklich willkommen heißen. Auch Wissenschaftler werden teilnehmen, wobei es sich nicht um eine wissenschaftliche Konferenz im engeren Sinne handelt. Zugleich soll die Konferenz ein Ort für sahrauische Menschen sein – um zusammenzukommen, sich weiter zu vernetzen und Raum für Austausch zu haben.
Warum findet die Veranstaltung in Heidelberg statt?
D. R.: Die Konferenz kann dort im Collegium Academicum stattfinden, einem selbstverwalteten Wohnprojekt, das sich auch als Bildungsort versteht. Heidelberg ist zudem der Hauptsitz des Unternehmens Heidelberg Materials. Anfang des Jahres fand hier das »End Cement Festival« statt, bei dem gegen den Konzern demonstriert und unter anderem seine Aktivitäten in der besetzten Westsahara thematisiert wurden. In diesem Zusammenhang sind unsere Kontakte zur sahrauischen Community entstanden.
E. L.: Heidelberg Materials genießt in der Stadt einen sehr guten Ruf, unter anderem als Arbeitgeber und Förderer kultureller Veranstaltungen. Gleichzeitig wollen wir im Rahmen der Konferenz mit der Heidelberger Stadtgesellschaft darüber ins Gespräch kommen, warum das Handeln des Konzerns in der Westsahara für uns nicht hinnehmbar ist.
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