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Aus: Ausgabe vom 17.12.2025, Seite 1 / Titel
Power to the Bauer

Alles in Butter?

Wie Einzelhandelsriesen Bauern ruinieren und bei Verbrauchern abkassieren. Interessenverbände fordern Ende der »Marktmacht«
Von Oliver Rast
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Korrekte Adresse: Protest von Landwirten vor Lidl-Zentrale gegen ruinöse Rabattschlachten (Bad Wimpfen, 15.12.2025)

Die Luft riecht nach Diesel und kaltem muffigen Spätherbstmorgen. Kolonnen von Treckern fahren im Schritttempo über den brüchigen Asphalt, ihre Scheinwerfer schneiden grelle Schneisen ins schummrige Grau. Sirenen heulen, mischen sich mit dem dumpfen Dröhnen der Motoren – eine Protestkulisse. Oder: Bauern sind vielerorts wieder auf deutschen Straßen, nicht auf Äckern, nicht auf Feldern. Gründe dafür gibt es genug.

Besonders die »Marktmacht«, das De-facto-Monopol der vier großen Ketten Edeka, Rewe, Aldi und Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) im Lebensmitteleinzelhandel (LEH), berichtete Tagesschau.de am Dienstag. Das Quartett beherrscht rund 85 Prozent des LEH und dreht munter an der Preisschraube – zumeist nach oben, bisweilen nach unten. Wie sie wollen; weil sie es können.

Bereits seit Jahren treibt die Inflation Verbraucherpreise in die Höhe. Ablesbar an den Preisschildern in Supermärkten und Discountern. Jeder Fünfte hierzulande gilt als armutsgefährdet. Selbst Grundnahrungsmittel werden für immer mehr Menschen unerschwinglich – spätestens am Monatsende. Unter starkem Preisdruck stehen ferner landwirtschaftliche Betriebe. Die Erzeugerpreise decken mitunter nicht die Produktionskosten. Eine Folge: Höfesterben.

Nach den landesweiten Bauernprotesten von Dezember 2023 bis Anfang März 2024 hatte die damalige Ampelregierung die Monopolkommission beauftragt, ein Sondergutachten zum »Wettbewerb in der Lebensmittellieferkette« zu erstellen. Ende November legte das seit 1974 bestehende Gremium seinen Bericht vor. Tenor: Die enorme Marktkonzentration im LEH bedeutet Preismacht. »Die Preise steigen hier schneller als in fast allen anderen europäischen Ländern. Bei Milcherzeugnissen sind sie beispielsweise um 75 Prozentpunkte gestiegen«, wurde der Kommissionsvorsitzende, Tumaso Duso, von Tagesschau.de zitiert.

Nur, Bauern profitieren kaum von Preissprüngen im Handel. Im Gegenteil. Die »Big four« verramschen in vorweihnachtlichen Rabattschlachten Agrarprodukte. Und die aktuellen Tiefstpreise für Milch und Butter simulieren nur Wettbewerb. Betriebe gerieten dadurch immer stärker in existenzielle Not, erklärte jüngst Marc Berger von der Vereinigung »Landwirtschaft verbindet Deutschland«. »Es kann nicht sein, dass wir höchste Standards erfüllen sollen, während zugleich unsere wirtschaftliche Basis wegbricht.«

Wichtig: Kein Spalten von Landwirten und Verbrauchern! Beide seien »fest im Würgegriff« von Lidl und Co., sagte Jens Gerloff, Vizepräsident des Bauernbunds Brandenburg, in einem Statement. Ottmar Ilchmann pflichtet bei. Erzeuger und Konsumenten hätten eine »extrem schwache Stellung in der Wertschöpfungskette«, so der Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft in Niedersachsen. Was tun? Es brauche verpflichtende Lieferverträge für alle landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Ilchmann: »Menge, Preise, Laufzeit und Qualitäten müssen vor Lieferung festgelegt werden, wie es alle Unternehmen in jedem anderen Wirtschaftszweig machen.«

Mehr noch: Das Bundeskartellamt müsse LEH-Großkonzerne zwingen können, Unternehmensanteile zu veräußern oder zu verselbständigen, fordert Gerloff. Weil: Die Macht der Monopole ruiniert bäuerliche Existenzen und lähmt die Volkswirtschaft – deshalb: »Lidl, Aldi, Rewe und Edeka zerschlagen!«

Cut: Dieselgeruch liegt noch immer über den Straßen, das Dröhnen der Traktormotoren hallt nach. Ein Echo des Protests.

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