Drohnen vom Fließband
Von Kristian Stemmler
Der Krieg in der Ukraine lässt bei deutschen Unternehmen die Kassen klingeln. Sowohl die anhaltenden Kampfhandlungen als auch der »Wiederaufbau der Ukraine« versprechen Profite. Am Montag trafen sich beim achten deutsch-ukrainischen Wirtschaftsforum im Berliner Haus der Deutschen Wirtschaft ukrainische und deutsche Wirtschaftsvertreter sowie hochrangige Politiker. Mit dabei waren Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) und ihr ukrainischer Amtskollege Olexij Sobolew. Reiche gab bei dieser Gelegenheit der Erwartung Ausdruck, dass die deutsche Industrie umfassend mit Aufträgen bedacht wird. »Ich finde, das ist eine völlig legitime Forderung«, so Reiche. Deutschland sei etwa im Rahmen des »Wiederaufbaufonds« der mit Abstand größte Geldgeber. Die deutsche Industrie war mit Managern unter anderem von Mercedes-Benz, MAN und Bayer vertreten. Für den Nachmittag hatten sich Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij angekündigt.
Während andernorts in Berlin am Montag über einen möglichen Frieden geredet wurde, dürfte ein Joint Venture, das auf dem Forum vorgestellt wurde, vor allem dann auf gute Geschäfte hoffen können, wenn der Krieg fortgesetzt wird. Der deutsche Hersteller Quantum Systems und der ukrainische Drohnenbauer Frontline Robotics teilten mit, dass sie die Firma Quantum Frontline Industries gegründet haben, um eine »vollautomatisierte, industrielle Produktionslinie für Drohnen für die ukrainischen Streitkräfte« in Deutschland zu errichten. Matthias Lehna, Geschäftsführer des neuen Unternehmens, sprach vom Bau Zehntausender Drohnen im Jahr und einem Volumen im dreistelligen Millionenbereich. Produziert werden sollen bereits jetzt von Frontline Robotics hergestellte Waffen: die Logistikdrohne »Linsa«, die Aufklärungsdrohne »Zoom« und »Buria«, eine ferngesteuerte Waffenstation, bei der zugleich ein Granatwerfer und ein Maschinengewehr feuern können. Die Kooperation finde im Rahmen der ukrainischen Regierungsinitiative »Build with Ukraine« statt.
Das Joint Venture werde »deutsche Ingenieurskunst mit ukrainischem Sinn für Dringlichkeit verbinden« erklärte Lehna, ein früherer Bundeswehroffizier, laut einer Mitteilung von Quantum Systems vom Montag. Sven Kruck, Vizechef von Quantum Systems, wird mit den Worten zitiert: »Die Ukrainer haben den Drohnenkrieg revolutioniert, nun werden wir gemeinsam den industriellen Krieg revolutionieren.« Jewgen Tretjak, Geschäftsführer von Frontline Robotics, fügte nicht minder euphorisch hinzu: »Diese Zusammenarbeit wird die ukrainischen Streitkräfte mit Tausenden von Drohnen ausstatten, um den russischen Aggressor zurückzudrängen.«
Quantum Systems stelle die industrielle Infrastruktur und die Produktionsabläufe bereit, während Frontline Robotics »lizenzierte Konstruktionen, Schulungen und umfassende Unterstützung über den gesamten Lebenszyklus gemäß NATO-Standards beisteuert«. Das Unternehmen wurde 2015 von dem früheren Bundeswehrsoldaten Florian Seibel zusammen mit drei Mitstreitern gegründet, um zivile und militärische Drohnen zu bauen, und hat seinen Sitz in Gilching im Landkreis Starnberg. Zu den Geldgebern des Unternehmens gehört der faschistoide US-Oligarch und Trump-Unterstützer Peter Thiel.
Die Aussichten in der Ukraine sorgen bei der deutschen Wirtschaft für Goldgräberstimmung. In einem Beitrag auf der Homepage der Deutschen Industrie- und Handelskammer vom vergangenen Dienstag heißt es: »In der Ukraine bieten der Energiesektor, das Bauwesen und die Agrarwirtschaft vielversprechende Möglichkeiten.« Der Wiederaufbau der zerstörten Energieinfrastruktur, verbunden mit einer stärkeren Integration in das europäische Stromnetz, eröffneten »gute Chancen für langfristige Kooperationen«.
In der »Verteidigungsindustrie« habe sich die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Ukraine in den vergangenen drei Jahren »deutlich gewandelt«, heißt es im Beitrag weiter. So seien zunehmend Joint Ventures zwischen deutschen und ukrainischen Unternehmen entstanden, deutsche Firmen errichteten in der Ukraine Produktionsstätten. Für deutsche Rüstungsfirmen bedeute das »Zugang zu Technologien, die unter realen Einsatzbedingungen getestet werden«.
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