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09.12.2025, 17:28:31 / Kapital & Arbeit

Griechenland: Landesweite Proteste von Landwirten halten an

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Ein aufgebrachter Landwirt holt zum Schlag mit dem Hirtenstock auf ein Fahrzeug der griechischen Bereitschaftspolizei aus (Chania, 8.12.2025)

Larisa. Zehntausende Agrarunternehmer in Griechenland haben auch am Dienstag gegen die Regierung und für eine baldige Auszahlung von Subventionen protestiert. Auf den Straßen des Landes sorgten »mehr als 20.000 Traktoren« für Verkehrsbehinderungen, wie Landwirtschaftsverbandsvertreter Sokratis Alifteiras der Nachrichtenagentur AFP sagte. Die verärgerten Landwirte demonstrieren gegen die verzögerte Auszahlung von EU-Agrarsubventionen. An diesem Mittwoch solle morgens der Hafen von Volos nördlich von Athen blockiert werden, kündigte Alifteiras an. Am Montag hatten die Proteste zwei Flughäfen auf der Urlaubsinsel Kreta blockiert.

Auf größeren Kundgebungen am Montag in Athen und Thessaloniki bekundeten die Teilnehmenden ihre Solidarität mit dem Kampf der Landwirte und Viehzüchter, wie die Parteizeitung Rizospastis der Kommunistischen Partei Griechenlands am Dienstag online berichtete. Neue Blockaden von Evros bis Kreta seien errichtet worden. Die Bemühungen der Regierung, Druck auszuüben und »das Gift des ›sozialen Automatismus‹ zu verbreiten«, seien »kläglich« gescheitert. Ebenfalls am Montag habe eine Streikkoordinierungssitzung der Gewerkschaftszentralen der Präfekturen von Thessaloniki stattgefunden. Vom Sender Euronews am Dienstag veröffentlichte Aufnahmen zeigen, wie hunderte mutmaßliche Viehhalter mit Steinen und Hirtenstöcken in Chania (siehe Foto) auf Kreta gegen Einheiten und Fahrzeuge der dortigen Bereitschaftspolizei vorgehen. Beamte zündeten zwar Rauchgranaten, hielten sich aber auf Abstand zur aufgebrachten Landwirtenmeute, die schließlich einen Pkw umwarf.

Vor allem im Zentrum und im Norden Griechenlands demonstrieren seit Ende November Landwirte für die Auszahlung von EU-Geldern. Diese hat sich wegen laufender Betrugsermittlungen verzögert: In rund tausend Fällen bekamen Menschen Subventionen für Land, das sie gar nicht besaßen, oder für Vieh, das nicht existierte. Es geht nach offiziellen griechischen Angaben um mehr als 30 Millionen Euro. Seit einer Änderung der Regelungen der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik im Jahr 2014 hängen die Subventionszahlungen maßgeblich von der Größe der bewirtschafteten Fläche ab. In Griechenland waren viele Eigentumsverhältnisse zu diesem Zeitpunkt aber unklar, die Grundbücher lückenhaft. (AFP/jW)

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