Gegründet 1947 Mittwoch, 10. Dezember 2025, Nr. 287
Die junge Welt wird von 3063 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 10.12.2025, Seite 16 / Sport
Skibergsteigen

Nichts für Puristen

Olympiaqualifikation: Weltcup im Skibergsteigen in Solitude
Von Gabriel Kuhn
imago813884063.jpg
So schön kann Skibergsteigen sein

Die Quotenplätze für die Wettbewerbe im Skibergsteigen bei den Olympischen Winterspielen 2026 sind vergeben. Die Weltcuprennen am vergangenen Wochenende in Solitude im US-Bundesstaat Utah waren die letzten, die noch für die Qualifikation zählten. Deutschland wird mit drei Athleten an den Start gehen, mit zwei Frauen und einem Mann. Es gab in Solitude noch die Chance, auch bei den Männern einen zweiten Quotenplatz und damit das Maximum an Plätzen herauszuholen, doch daraus wurde nichts.

Was ist Skibergsteigen? Landläufig spricht man eher vom Skitourengehen: Man schnallt sich Felle (heute meist aus Kunstfasern) auf die Ski, läuft den Berg nach oben und fährt mit den Fellen im Rucksack wieder ab. Skitouren sind populär. Der Deutsche Alpenverein schätzt die Skitourengeher in Deutschland auf eine halbe Million. Puristen unter ihnen lehnen das Skibergsteigen als Wettkampfsport freilich ab. Für sie sind Skitouren ein Gegenmodell zur kommerziellen Skiindustrie und zum Kampf um Hundertstelsekunden. Doch man kann es sich nicht immer aussuchen.

Der internationale Skibergsteigerverband ISMF bemüht sich, den Wettkampfsport so attraktiv wie möglich zu gestalten. Die Athleten treten in Läufen mit sechs bis zwölf Teilnehmern direkt gegeneinander an, die Abfahrten sind spektakulär. Bei den Olympischen Spielen hat man sich im Einzel für die schnell vergänglichen Sprintwettbewerbe entschieden: Alles geht ruckzuck, nach drei Minuten ist der Spaß schon wieder vorbei. In Solitude war im Sprint ein Höhenunterschied von 68 Metern zu bewältigen. Passionierte Skitourengeher steigen dafür erst gar nicht aus dem Bett. Die olympische Mixed-Staffel (eine Frau, ein Mann) dauert wenigstens eine halbe Stunde.

Hat das Internationale Olympische Komitee (IOK) das Skibergsteigen olympisch gemacht, um dem Gastgeberland Italien ein paar zusätzliche Medaillen zu bescheren? Die italienischen Skibergsteiger zählen neben ihren Kollegen aus Frankreich, Spanien und der Schweiz zu den stärksten. Gut, so lässt sich das nicht sagen. Aber das IOK wählt gerne neue Sportarten unter Berücksichtigung lokaler Bedürfnisse aus. Die olympischen Wettbewerbe im Skibergsteigen werden im Februar in Bormio vom Stapel gehen. Nicht in Mailand oder Cortina d’Ampezzo, den offiziellen Veranstaltungsorten, aber so genau muss man es nicht nehmen.

Aus dem vierten Quotenplatz für Deutschland wurde nichts, weil Finn Hösch (DAV Bergland München) in Solitude in einem der Semifinalläufe ausschied. In der Mixed-Staffel kamen er und Tatjana Paller (DAV Tölz) als Dritte ins Ziel, wurden jedoch auf Platz vier zurückgereiht. Paller hatte bei der Abfahrt eines ihrer Skifelle verloren, was eine Zeitstrafe mit sich brachte. Ein Glück, dass in Solitude keine olympischen Medaillen vergeben wurden. Außer sich vor Freude waren die Sieger aus den USA, Anna Gibson und Cameron Smith, die nicht nur den ersten Podestplatz im Weltcup für die USA überhaupt holten, sondern sich damit im direkten Duell mit Kanada auch den nordamerikanischen Quotenplatz für die Olympiateilnahme sicherten.

Einen Weltcup im Skibergsteigen gibt es seit 2004, Weltmeisterschaften seit 2002. Nicht alle Topathleten nahmen die strapaziöse Reise in die USA auf sich. Mit Thibault Anselmet und Emily Harrop, beide aus Frankreich, fehlten die Dominatoren der vergangenen Jahre. Anselmet gewann die Weltcupgesamtwertung dreimal in Folge, Harrop gar viermal. Beide sind dazu mehrfache Medaillengewinner bei den zweijährig stattfindenden Weltmeisterschaften. Ob sie dem Druck bei Olympia standhalten können, wird sich zeigen. In der Mixed-Staffel werden sie gemeinsam antreten.

Deutschland hat bei Olympia Außenseiterchancen auf eine Medaille. Bei der WM 2025 in Morgins in der Schweiz gewann Tatjana Paller im Sprint Bronze, obwohl sie nur als Fünfte ins Ziel gekommen war. Wie das? Zwei der vor ihr plazierten Athletinnen hatten bei der Abfahrt ihre Skifelle verloren. Paller sportlich: »Manchmal hat man Glück, manchmal Pech. So ist das Spiel.«

Friedenspropaganda statt Kriegsspielzeug

Mit dem Winteraktionsabo bieten wir denen ein Einstiegsangebot, die genug haben von der Kriegspropaganda der Mainstreammedien und auf der Suche nach anderen Analysen und Hintergründen sind. Es eignet sich, um sich mit unserer marxistisch-orientierten Blattlinie vertraut zu machen und sich von der Qualität unserer journalistischen Arbeit zu überzeugen. Und mit einem Preis von 25 Euro ist es das ideale Präsent, um liebe Menschen im Umfeld mit 30 Tagen Friedenspropaganda zu beschenken.

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

                                              jW-Jahreskalender für 2026 herunterladen (hier direkt)