Was bedeutet die neue Onlineausgabe für Verkäufer?
Interview: Kristian Stemmler
Seit kurzem gibt es Hinz & Kunzt auch als digitales Straßenmagazin. Warum haben Sie sich zu dieser Neuerung entschlossen?
Uns war schon länger klar, dass wir wie alle Printmagazine ein digitales Angebot brauchen, gerade wenn wir junge Menschen erreichen wollen. Wie wichtig das ist, erlebe ich selbst auch immer bei den Stadtrundgängen, die wir machen und an denen viele Abiturklassen oder Bundesfreiwillige teilnehmen, also junge Leute. Manchmal frage ich, wie diese Menschen die Medien wahrnehmen. Da stellt man schnell fest, dass sie kein gedrucktes Medium mehr nutzen, sondern sich nur digital informieren.
Das zeigt: Wenn wir die jungen Menschen mit unseren Inhalten erreichen wollen, dann brauchen wir auch ein digitales Angebot. Aber uns war auch klar: Wir können die Ausgabe nicht einfach auf unserer Website oder im App-Store anbieten – Sinn und Zweck von Hinz & Kunzt ist es schließlich, vor Supermärkten, auf Wochenmärkten und in manchen Gastronomiebetrieben verkauft zu werden.
Wie haben Sie die Idee dann umgesetzt?
Letztendlich waren das für uns zwei große Schritte in diesem Jahr. Schritt Nummer eins war, ein digitales Bezahlsystem aufzubauen. Da kam der Druck von der Straße. Unsere Verkäufer haben gesagt: Die Leute haben kein Bargeld mehr, ihr müsst euch was einfallen lassen. Weil die Hälfte unserer Verkäuferinnen und Verkäufer kein Bankkonto und auch kein Smartphone hat, mussten wir dann ein eigenes Bezahlsystem entwickeln, das wir »Hinz & Pay« nennen. Die Käufer können jetzt den QR-Code auf dem Verkäuferausweis scannen und machen dann alles weitere auf ihrem Gerät, also mit Google Pay, Apple Pay, Paypal – oder was man eben so hat.
Und so läuft es dann auch beim Kauf der digitalen Ausgabe?
Genau. Erst wird der QR-Code auf dem Verkäuferausweis gescannt, dann öffnet sich eine Produktpalette. Der Käufer kann die aktuelle sowie die letzten beiden Ausgaben von Hinz & Kunzt erwerben, aber auch den Kalender 2026 oder andere Publikationen. Wenn man die digitale Ausgabe wählt, dann wird man anschließend nach einer Mailadresse gefragt. Wenn man die eingegeben hat, geht man weiter, landet bei einem Zahlungsprovider und wählt ein Zahlungsverfahren aus. 2,80 Euro kostet das Heft. Dann kann ich mich entscheiden, noch ein Trinkgeld zu geben.
Wie kommen die Verkäufer anschließend an das Geld?
Wenn der Verkauf abgeschlossen ist, landet das Geld auf unserem Bankkonto – und einen Augenblick später generiert bei uns eine Software ein Guthaben auf dem Konto des Verkäufers. Das Geld kann er oder sie sich jederzeit in der Geschäftsstelle abholen. Übrigens hat die digitale Ausgabe für unsere Verkäuferinnen und Verkäufer auch den Vorteil, dass sie weniger schleppen müssen. Denn die gedruckten Ausgaben müssen sie ja in der Geschäftsstelle abholen und zu ihrem Standort transportieren. Die gedruckte Ausgabe wird es aber weiterhin geben, das ist überhaupt keine Frage.
Von der Website kann die digitale Ausgabe auch außerhalb Hamburgs abgerufen werden. An wen geht da der Erlös?
Das kommt den Verkäufern indirekt zugute, weil wir mit dem Geld unser breites Hilfsangebot finanzieren, zum Beispiel Sozialarbeit. Wir haben rund 500 Verkäuferinnen und Verkäufer, die im Großraum Hamburg unterwegs sind, vor Supermärkten und an anderen Orten stehen. In Hamburg ist Hinz & Kunz mittlerweile eine der verbreitetsten sozialen Marken. Wir sind vor allen Dingen auch als Stimme gefragt. Das ist ein weiteres Standbein unserer Arbeit: Brücken zu bauen, Obdachlosigkeit sichtbar zu machen und den Menschen auf der Straße Respekt zu verschaffen. Und dabei sind wir in den 33 Jahren unseres Bestehens ganz erfolgreich.
Haben Sie die digitale Ausgabe bewusst zum Beginn der Adventszeit gestartet?
Ja, das ist die Zeit, in der unsere Zeitung traditionell die größte Auflage hat und wir die meisten Leute erreichen. Deswegen starten wir jetzt. Im Durchschnitt liegt die Auflage bei 40.000 Magazinen pro Monat, im Dezember werden es rund 70.000 Exemplare. Wobei die digitale Ausgabe noch nicht einberechnet ist. Wir hoffen auf jeden Fall darauf, dass wir uns neue Käuferschichten erobern.
Jörn Sturm ist Geschäftsführer des Hamburger Straßenmagazins Hinz & Kunzt
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