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Aus: Ausgabe vom 03.12.2025, Seite 2 / Kapital & Arbeit
Kohleverstromung in China

Warum genehmigt China neue Kohlekraftwerke?

Beijing steigt planmäßig auf erneuerbare Energieträger um. Lokale Behörden setzen aber weiter auf die Kohle, erklärt Gao Yuhe
Interview: Marc Bebenroth
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Arbeiter des Großkraftwerks Yushen Yuheng, während sich dieses noch im Bau befindet (Yulin, 21.11.2023)

Die chinesische Regierung genehmigt weiterhin neue Kohlekraftwerke. Wie groß ist der Anteil von Kohle am Energiemix der Volksrepublik mittlerweile?

Die Kohleverstromung macht derzeit etwa 55 Prozent der gesamten Stromerzeugung aus. Die Energiegewinnung aus erneuerbaren Energieträgern liefert jedoch mittlerweile etwa 60 Prozent der Gesamtleistung. Es wird erwartet, dass der Anteil der Kohleverstromung an der gesamten installierten Leistung bis Ende 2025 auf 30 Prozent sinken wird. Noch sind Kohlekraftwerke die Hauptquelle im chinesischen Stromnetz. Im Jahr 2024 erzeugten sie etwa sechs Billionen Kilowattstunden.

Greenpeace East Asia berichtete in der vergangenen Woche, dass die Zahl der neuen Kohlekraftwerke das zweite Jahr in Folge zurückgeht. Auch die Zahl der neu installierten Solaranlagen ist gesunken. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?

Die sinkende Zahl neuer Kohlekraftwerke zeigt die Dekarbonisierung des Stromsystems, das künftig von Solar- und Windenergie dominiert werden wird. Insbesondere kann der derzeit steigende Strombedarf Chinas vollständig durch die Nutzung erneuerbarer Energieträger gedeckt werden, so dass dafür keine neuen Kohlekraftwerksprojekte genehmigt werden müssen. Insbesondere ist davon auszugehen, dass die Stromerzeugung aus Kohle bis Ende dieses Jahres ihren Höhepunkt erreichen wird. Dies führt auch dazu, dass die Zahl der Nutzungsstunden und die erwarteten Einnahmen aus Kohlekraftwerksprojekten zurückgegangen sind.

China wird seine Einspeisevergütung für erneuerbare Energien einstellen. Projekte mit erneuerbaren Energieträgern unterliegen den Ausschreibungsregeln des Strommarktes. Dies wurde ab Juni 2025 vollständig umgesetzt. Die meisten Projekte in diesem Bereich, insbesondere dezentrale Photovoltaikprojekte, wurden vor dem 31. Mai konstruiert. Die Entwickler und Investoren sind besorgt über die unsicheren Einnahmen und agieren seit Juni vorsichtiger. Daher ist ein deutlicher Rückgang bei der Installation von Solaranlagen zu beobachten.

Laut Ihrer Mitteilung beträgt die genehmigte Gesamtkapazität für Kohlekraftwerke von 2021 bis zum 3. Quartal 2025 nun 340 Gigawatt. Wie lange wird es dauern, bis diese ans Netz gehen?

Nach Erhalt der Genehmigung etwa 14 Monate. Großanlagen mit einer Leistung von einer Million Kilowatt oder mehr benötigen mehr Zeit. Die meisten seit 2021 genehmigten Projekte haben bereits den Betrieb aufgenommen. Die 2025 neu genehmigten sollen spätestens während der Laufzeit des 15. Fünfjahresplans Chinas – 2026 bis 2030 – in Betrieb gehen.

Warum verlagern sich die Genehmigungen in Richtung der westlichen Provinzen?

Dort befinden sich auch riesige Standorte für die Nutzung erneuerbarer Energieträger. Diese westlichen Provinzen behaupten, dass ihre Kohlegenehmigungen darauf zielen, den Transport von Strom aus erneuerbaren Quellen vom Westen in den Osten Chinas zu unterstützen. Dies ist jedoch keine kosteneffektive Lösung. Einerseits wird dies die derzeitige Einschränkung der Wind- und Solarenergie in den westlichen Regionen verschlimmern, andererseits wird es die Kosten für grünen Strom in den östlichen Provinzen in die Höhe treiben. Darüber hinaus erhöht es auch das Risiko, dass westliche und östliche Regionen gleichzeitig Kohlekraftprojekte genehmigen.

Warnen Sie deshalb davor, dass diese neuen Kohlekraftwerke »zu gestrandeten Vermögenswerten« werden könnten?

Die lokalen Behörden genehmigen derzeit Kohlekraftwerksprojekte, um einerseits die Energieversorgungssicherheit zu gewährleisten und andererseits Flexibilität zu schaffen. Sie müssen aber so schnell wie möglich von der fest verankerten Denkweise abkommen, dass die Versorgungssicherheit von der Kohle abhängt – und neu bewerten, ob der Bau von Kohlekraftwerken wirklich notwendig ist. Dies gilt insbesondere für die östlichen Provinzen, wo Energiespeicherung – in Kombination mit erneuerbaren Energien und Mechanismen zur Nachfragesteuerung – tatsächlich die optimale Lösung für eine kohlenstoffarme Versorgungssicherheit ist. Noch wichtiger ist, dass die Zentralregierung so schnell wie möglich einen strengen Zeitplan für die Begrenzung neuer Kohlekraftwerke und die Stilllegung bestehender Anlagen einführt.

Gao Yuhe ist Projektmanagerin für Greenpeace East Asia in Beijing zum Themenbereich Klima und Energie

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