Offener Brief gegen Abriss des SEZ: »Das baulich-kulturelle Erbe der DDR ist ein wichtiger Teil Berlins«
Mehr als 150 Wissenschaftler aus 60 Universitäten und Institutionen sowie mehrere Architektenvereinigungen fordern nach dem begonnenen Abriss des Sport- und Erholungszentrums (SEZ) in Berlin-Friedrichshain in einem offenen Brief, das Gebäudeensemble als architekturhistorisches Zeugnis und kulturelles Erbe zu erhalten:
(…) Der vom Land Berlin bzw. der landeseigenen Wohnbaugesellschaft WBM geplante Abriss muss daher überdacht und unbedingt verhindert werden. Dabei sprechen denkmalpflegerische Gründe ebenso wie ökologische, ökonomische und soziale Erwägungen sowie nicht zuletzt die kulturgeschichtliche Bedeutung des Gebäudekomplexes klar gegen einen Abriss des SEZ. (…) Das SEZ ist ein wichtiges bauhistorisches Zeugnis der Architektur der späten 1970er Jahre in der DDR. Es ist ein typischer Vertreter aus der Zeit der sogenannten Hightecharchitektur, wo Architekten wie Richard Rogers, Renzo Piano, Norman Foster und Nicholas Grimshaw ganz bewusst die Konstruktion nach außen gekehrt haben – mit sichtbaren Tragwerken, Hightechmaterialien und freigelegten Installationen. Neben der expressiven Formensprache, die es als seltenen Vertreter der vom Strukturalismus geprägten Spätmoderne in der DDR ausweist, und der prägenden Raumwirkung verfügt das Gebäude über beachtenswerte technische Innovationen (Beispiel: Beheizung Schwimmbecken) in Verbindung mit den verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten. (…)
Ungeachtet dieser architekturhistorischen Bedeutung zeichnet sich das Gebäude, das sowohl im kollektiven Gedächtnis der Ostberliner Bürger als auch vieler Westberliner fest verankert ist, durch seine identitätsstiftende Funktion insbesondere für ehemalige DDR-Bürger, aber auch weit darüber hinaus, aus. Dies drückt sich auch in dem aktuell großen Interesse am SEZ und den Protestmaßnahmen aus, welche die Abrisspläne begleiten. Viele (ost-)deutsche Narrative begleiten das SEZ bis heute. Dies alles zeigt eindrucksvoll die hohe kulturgeschichtliche Bedeutung, die das SEZ besitzt, und die – jenseits des vom Denkmalamt monierten Erhaltungszustandes – einen wesentlichen Faktor für den kulturellen Wert der Anlage darstellt. Das baulich-kulturelle Erbe der DDR ist ein wichtiger Teil Berlins. Die Diskussionen und Proteste um den drohenden Abriss des SEZ zeigen, dass die Abrisse identitätsstiftender Bauten der DDR (-Moderne) – allen voran der Palast der Republik – bis heute Wunden hinterlassen haben. Wir betrachten es als Teil einer historischen und politischen Verantwortung, gerade auch vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen und Befindlichkeiten im Osten der Republik, dies bei weiteren Planungen angemessen zu berücksichtigen. (…)
Auch dürfen das öffentliche Interesse an der Weiternutzung des Gebäudes und die Notwendigkeit von Sport- und Freizeitinfrastruktur am Standort in der Diskussion nicht unberücksichtigt bleiben (…). Abschlussarbeiten von Studierenden verschiedener Hochschulen, aber auch Vorschläge aus der Architektenschaft beweisen, dass viele der gewünschten Funktionen wie das Wohnen, eine Schule und Sportmöglichkeiten sehr gut im Gebäude untergebracht werden können bzw. man zumindest prägende Teile dafür nutzen und somit erhalten kann. (…)
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