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Aus: Ausgabe vom 14.11.2025, Seite 6 / Ausland
Australien/Indonesien

Neue Ära im Pazifik

Canberra und Jakarta schließen Militärabkommen ab – doch verfolgen unterschiedliche Ziele
Von Jörg Kronauer
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Prabowo Subianto und Anthony Albanese nach einer gemeinsamen Pressekonferenz am Mittwoch in Sydney

Australien hat sich das nächste Verteidigungsabkommen mit einem Land der Asien-Pazifik-Region gesichert – mit Indonesien. Wie Premierminister Anthony Albanese am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem indonesischen Präsidenten Prabowo Subianto in Sydney bekanntgab, sieht die Vereinbarung bilaterale Konsultationen für den Fall vor, dass sich einer der beiden Vertragspartner – oder beide – von Dritten bedroht sehen. Darüber hinaus wollen sich beide Seiten regelmäßig auf der Ebene der Minister wie auch auf der Ebene der Staats- bzw. Regierungschefs über Sicherheitsfragen austauschen. Man starte damit »eine neue Ära« der Beziehungen zwischen beiden Staaten, hieß es. Und während Prabowo trocken urteilte, man habe sich auf eine »enge Zusammenarbeit auf dem Feld von Verteidigung und Sicherheit« geeinigt, schwärmte Albanese von einem »Wendepunkt«. Das Abkommen soll bei einem für Januar geplanten Besuch des australischen Premiers in Indonesien unterzeichnet werden.

Für Canberra hat die Vereinbarung eine klare Funktion: Sie soll im großen Machtkampf mit China ein weiteres Land der Region eng an den Westen binden. Australien hat zuletzt ähnliche Abkommen mit Nauru, Tuvalu und Papua-Neuguinea geschlossen, die deren außen- und militärpolitische Handlungsfreiheit stark begrenzen. Die Vereinbarung mit Papua-Neuguinea sieht eine umfassende Anbindung der Streitkräfte des Landes an die australischen Streitkräfte vor und schränkt Chinas Zugang zu Papua-Neuguineas Infrastruktur ein. Nächstes Jahr will Australien außerdem ein Militärabkommen mit den Philippinen schließen, das unter anderem den Bau militärischer Infrastruktur in dem Inselstaat vorsieht – ein Schritt, der unvermittelt dem militärischen Aufmarsch gegen China dient. Gelegentlich stößt Australien allerdings auch auf Komplikationen. Vanuatu etwa will ein eigentlich fertiges Sicherheitsabkommen mit Canberra nur dann unterzeichnen, wenn es seine außenpolitische Handlungsfreiheit behalten und auch mit China kooperieren darf.

Für Indonesien erfüllt das Abkommen einen etwas anderen Zweck. Jakarta und Canberra haben bereits mehrere Verteidigungsabkommen unterzeichnet, deren jüngstes – vom August 2024 – nicht zuletzt intensive gemeinsame Manöver und die Möglichkeit für die Streitkräfte beider Staaten vorsieht, im Rahmen bilateraler militärischer Aktivitäten auf dem Territorium des jeweils anderen Staates zu operieren. Im November 2024 fand denn auch eine große gemeinsame Kriegsübung mit gut 2.000 Soldaten in Ostjava statt. Parallel dazu hielten die Streitkräfte Indonesiens allerdings gemeinsam mit der russischen Marine Seemanöver in der Javasee ab. Jakarta legt großen Wert darauf, sich in den globalen Machtkämpfen nicht fest auf eine Seite zu schlagen, sondern eine unabhängige Außen- und Militärpolitik zu treiben. Mit Australien kooperiert es gezielt zur Sicherung guter Beziehungen zu seiner direkten Umgebung: »Wir können uns unsere Nachbarn nicht aussuchen«, stellte Prabowo am Mittwoch fest.

Das Streben nach Unabhängigkeit durchzieht bislang Indonesiens Militär- wie auch seine Rüstungspolitik. Zusätzlich zu seinen Manövern mit den USA hält es seit vergangenem Jahr auch wieder Manöver gemeinsam mit China ab. Es hat in den vergangenen fünf Jahren vor allem Waffen in den USA, Frankreich, Südkorea und Deutschland gekauft, vorher aber auch schon Kriegsgerät etwa in Russland und in China erworben. Im Juli unterzeichnete Jakarta einen Vertrag mit der Türkei zum Kauf von 48 türkischen »Kaan«-Kampfjets. Am 3. September war Prabowo in Beijing bei der Militärparade zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Asien zugegen; zudem zieht Indonesien den Kauf chinesischer J-10-Kampfjets in Betracht. Nicht zuletzt ist es dem BRICS-Bündnis beigetreten. Beobachter spekulieren freilich, ob Jakarta die engere Militärkooperation mit Australien nicht auch eingeht, um ein gewisses Gegengewicht zu China aufzubauen. Mit der Volksrepublik kooperiert es vor allem ökonomisch – und fühlt sich dabei ihrem immensen Gewicht unterlegen.

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