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Aus: Ausgabe vom 13.11.2025, Seite 11 / Feuilleton
Film

Zu den Sternen

Zum Tod des japanischen Jahrhundertschauspielers Tatsuya Nakadai
Von Marc Hairapetian
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Tatsuya Nakadai (r.) und Michiyo Aratama in »Barfuß durch die Hölle«

»›Barfuß durch die Hölle‹ ist zweifellos der beste Film aller Zeiten!« schrieb der britische Filmkritiker David Shipman in seinem Buch »The Story of Cinema« (1982/1984). Großen Anteil daran, dass Masaki Kobayashis dreiteiliger zwischen 1959 und 1961 gedrehter und insgesamt 579minütiger Monumentalfilm über »die Bedingungen des Menschseins« (die Übersetzung des Originaltitels »Ningen no jōken« – die Conditio humana) als Meisterwerk gilt, hatte sein Hauptdarsteller Tatsuya Nakadai. In der Rolle des idealistischen Kaji, der als Pazifist und Sozialist versucht, im faschistischen Japan des Kaiserreichs der Kriegsjahre zu überleben, wurde der damals 27jährige in seiner Heimat quasi über Nacht zum Superstar.

Schon mit Anfang 20 hatte der am 13. Dezember 1932 in Tokio als Motohisa Nakadai geborene Arbeitersohn eine stumme kleine Rolle in »Die sieben Samurai« (1954). Dessen Regisseur Akira Kurosawa arbeitete danach immer wieder mit ihm. So in »Yojimbo – Der Leibwächter« (1961) und dessen Quasifortsetzung »Sanjuro« (1962), wo ihm in seiner Rolle mit einem einzigen Hieb der Oberkörper durchtrennt wird. In diesen (vom Italowestern bis »Star Wars«) sehr einflussreichen Filmen traf er wie dann auch in Kurosawas Kriminalfilm »Zwischen Himmel und Hölle« (1963) auf ein anderes großes Aushängeschild des japanischen Kinos: Toshirō Mifune.

In Kurosawas Cannes-Gewinnerfilm »Kagemusha – Im Schatten des Kriegers« (1980) und dessen bildgewaltiger »King Lear«-Adaption »Ran« (1985) brillierte er erneut. Direkt darauf folgte eine seiner bewegendsten Rollen: Seijirō Kōyamas auf wahren Ereignissen basierender Kassenschlager »Hachiko – Wahre Freundschaft währt ewig« (1987) erzählt das Leben eines treuen Akita-Hundes, der neun Jahre lang darauf wartet, dass sein von Nakadai gespielter Besitzer, Professor Hidesaburō Ueno, von der Arbeit zurückkehrt, obwohl dieser während einer Vorlesung an einem Herzversagen verstorben ist.

Seinen letzten Auftritt hatte der für »Sanjuro« und »Harakiri« (Masaki Kobayashi, 1962) mit dem japanischen Filmpreis, dem Kinema Junpo Award, ausgezeichnete Schauspieler 2020 in einem weiteren Historienfilm: Takashi Koizumis »The Pass: The Last Days of the Samurai«.

Zusammen mit seiner Ehefrau Ryo Tomoe und seiner Kollegin Yasuko Miyazaki betrieb er auch die Schauspielschule »Mumei-juku« und wurde 2015 mit dem Kaiserlichen Kulturorden Japans ausgezeichnet. Am 8. November starb Tatsuya Nakadai in einem Krankenhaus in Tokio im Alter von 92 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung. Was auf jeden Fall von ihm bleibt, sind seine rund 120 Filme und der 1997 von den japanischen Astronomen Kin Endate und Kazurō Watanabe entdeckte und nach ihm benannte Asteroid (14105) Nakadai.

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