Weniger Jobs, mehr Gewinn
Von Jan Pehrke
Bayers fortlaufende Arbeitsplatzvernichtung lässt die Margen steigen. Im dritten Quartal 2025 legte der Gewinn vor Sondereinflüssen um 20,8 Prozent auf rund 1,5 Milliarden Euro zu. »Beim Ergebnis profitierten wir von Effizienzsteigerungen durch das neue Organisationsmodell und Maßnahmen zur Steigerung der Profitabilität«, so der Vorstandsvorsitzende Bill Anderson am Mittwoch bei der Vorstellung des Geschäftsberichts. Seit Anfang 2024 sind rund 13.500 Jobs gestrichen worden. Erst im Mai hatte der Leverkusener Multi die Schließung der Pestizidproduktion in Frankfurt am Main und Einschnitte am Agrarchemiestandort Dormagen bekanntgegeben. Aber damit lässt Anderson es nicht bewenden. Er kündigte die Einstellung der Herstellung von 120 Produkten und die Ausgliederung der Produktion von zwölf Wirkstoffen bei Bayer Cropscience an.
Ergebniswirksam haben sich die bisherigen Schritte noch nicht gezeigt, denn »nach Sondereinflüssen« kamen die Zahlen ins Rutschen. Minus 963 Millionen weist der Global Player hier aus. Er macht dafür hauptsächlich die Notwendigkeit verantwortlich, für die Schadensersatzprozesse in Sachen »Glyphosat« und andere Rechtsstreitigkeiten höhere Rückstellungen zu bilden. Bis zu vier Milliarden Euro veranschlagt das Unternehmen hierfür. Zu den 61.000 Glyphosat-Klagen sind nämlich im neuen Quartal noch weitere 4.000 dazugekommen. Darüber hinaus gestalten sich auch die Prozesse um die Risiken und Nebenwirkungen der Industriechemikalie PCB nicht im Sinne des Konzerns. Erst Ende Oktober hatte ihn der Oberste Gerichtshof des Bundesstaates Washington zur Zahlung von 185 Millionen US-Dollar Schadenersatz an einen Lehrer verurteilt.
Was den »Rechtskomplex« Glyphosat angeht, zeigte sich der Bayer-Chef trotzdem zuversichtlich. Er nahm »Fortschritte bei unserer mehrgleisigen Strategie« wahr. Dabei versteht der US-Amerikaner unter »mehrgleisig«, nicht nur juristisch um das Herbizid zu kämpfen, das im dritten Quartal 2025 für einen Umsatz von 667 Millionen Euro sorgte, sondern auch politisch. So schaffte es die Aktiengesellschaft mit enormem Lobbyaufwand, in den Bundesstaaten Georgia und North Dakota Gesetze zu lancieren, die Glyphosat einen Immunitätsstatus verleihen, bzw. »für mehr Klarheit in bezug auf die Regulierung essentieller Pflanzenschutzmittel in der US-Landwirtschaft sorgen«, wie Bill Anderson sich ausdrückte. Es gelang dem Agroriesen sogar, in das Haushaltsgesetz einen entsprechenden Passus einzuschmuggeln. Der Appell der Demokraten-Politikerin Chellie Pingree: »Lasst uns diesen Zusatz in Stücke reißen! Lasst uns eine klare Botschaft senden, dass wir nicht zulassen werden, dass umweltverschmutzende Unternehmen die Wahrheit über krebserregende Chemikalien verbergen, und dass wir immer für die öffentliche Gesundheit kämpfen werden statt für den Reichtum von Unternehmen!« fand keine Mehrheit. Gerne hätte Anderson die frohe Botschaft schon am Mittwoch verkündet, aber der »Shutdown der Regierung hat die Arbeit im Kongress verzögert«.
Der politische Ausblick blieb indes vage. Finanzvorstand Wolfgang Nickl registrierte zwar mehr Klarheit, was die US-Zölle auf Medikamente aus EU-Ländern angeht, sah aber noch viele offene Fragen andere Produkte betreffend. Gleichwohl versicherte er, Bayers »bereichsübergreifende Teams haben bewiesen, dass sie die Situation beherrschen. Sie konnten die möglichen Effekte in diesem Jahr eingrenzen«. Zusätzliche Sorgen bereiten ihm die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den USA und China, seien doch beide Länder »für unsere Mission sehr wichtig«.
Die Finanzmärkte reagierten positiv auf den Quartalsbericht. Der Bayer-Kurs stieg, und das Portal Ariva.de fragte bereits: »Aktie vor neuer Rallye?«
Friedenspropaganda statt Kriegsspielzeug
Mit dem Winteraktionsabo bieten wir denen ein Einstiegsangebot, die genug haben von der Kriegspropaganda der Mainstreammedien und auf der Suche nach anderen Analysen und Hintergründen sind. Es eignet sich, um sich mit unserer marxistisch-orientierten Blattlinie vertraut zu machen und sich von der Qualität unserer journalistischen Arbeit zu überzeugen. Und mit einem Preis von 25 Euro ist es das ideale Präsent, um liebe Menschen im Umfeld mit 30 Tagen Friedenspropaganda zu beschenken.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Mehr aus: Inland
-
Was hilft anstelle von Sanktionen?
vom 13.11.2025 -
Wohin steuert die Berliner Linke in der Palästina-Frage?
vom 13.11.2025 -
Für vier zu »radikal«
vom 13.11.2025 -
Zwischen NATO und Noworossija
vom 13.11.2025 -
Druck im Betriebskessel
vom 13.11.2025