Neuer Blog klärt »Über rechts« auf
Von Carmela Negrete 
					Am 22. Oktober war es soweit: Der Blog »Über rechts« der Journalisten Sebastian Friedrich und Nils Schniederjann ging an den Start, zunächst mit drei Texten. Im ersten erklären sie zunächst, warum sie und die Öffentlichkeit diese Art der Informationsvermittlung brauchen, obwohl die beiden etablierte Journalisten sind, die sonst für Medien mit großer Reichweite arbeiten. In den weiteren Texten analysieren sie die Beziehungen zwischen den sogenannten Neurechten und dem »Parteienstaat« sowie die bisher nicht von Erfolg gekrönten Strategien, den Einfluss der AfD zu mindern. Mehr als 1.000 Rezipienten konnten Friedrich und Schniederjann damit schon mal überzeugen, den Blog zu abonnieren.
Im Visier haben sie »Netzwerke, Denkfabriken und Ideologien, die auf einen autoritären Umbruch hinarbeiten«. Verschiedene Aspekte und Sichtweisen auf die politische Rechte werden beleuchtet, etwa »die theoretischen Grundlagen rechten Denkens«, »die Netzwerke und Machtstrategien der AfD« sowie »Spaltungslinien und interne Machtkämpfe des rechten bis rechtsradikalen Milieus«. Darüber hinaus wollen sie untersuchen, wie »die gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Verhältnisse den Aufstieg der Rechten begünstigen« und fragen, »wie die Rechten an politische Macht kommen könnten und wie sich das verhindern lässt«. Auch das Lernen vom Agieren des politischen Gegners soll Thema sein. Ihr Ziel beschreiben die Blogger so: »Nur wer die Gedankenwelt und Strategien des Gegners versteht, kann die eigenen Argumente schärfen und offene Flanken erkennen. Natürlich hat niemand Lust oder Zeit, sich den ganzen Tag anzuschauen, anzuhören oder zu lesen, was die rechte Szene publiziert. Deshalb gibt es uns: Wir beobachten die Rechten, damit ihr es nicht müsst.« Im Blog soll mindestens ein Text pro Woche erscheinen – Essay, Analyse, Recherche oder Interview. Offen ist noch, wie viele der Publikationen frei verfügbar sein werden und welche sich hinter einer Bezahlschranke verbergen werden. Abonnieren kann der geneigte Leser ab fünf Euro pro Monat.
Sebastian Friedrich erklärte im Gespräch mit jW, dass das Redaktionsteam bereits seit drei Jahren zum Thema Rechtsextremismus arbeite und nun mit diesem Projekt »agiler« tätig sei. Beide Journalisten hatten bereits für den Deutschlandfunk eine Feature-Reihe sowie Beiträge für die Sendung »Panorama« in der ARD produziert. Allerdings waren sie auf freiberuflicher Basis tätig »und davon abhängig, dass eine Redaktion dein Thema interessant findet«. Meistens klappe das zwar, »aber wir wollen die Möglichkeit nutzen, über diese Plattform auch etwas Geld zu verdienen, also nicht als Hobby, sondern professionell und unabhängiger«. Und: »Wir haben uns dann überlegt, wie wir schneller auf Entwicklungen reagieren können, aber eben auch etwas unabhängiger.«
Das Themengebiet habe »inhaltlich nichts an Relevanz verloren in den letzten Jahren«. Zwar treibe viele Menschen die Entwicklung der Rechten um, »aber das findet oft auf einer sehr oberflächlichen Ebene statt, auf der sich wenig mit den eigentlichen Konzepten auseinandergesetzt wird«. Eine große Rolle soll außerdem spielen, »den Aufstieg und die Entwicklung der Rechten vor dem Hintergrund ökonomisch-gesellschaftlicher Entwicklungen« zu betrachten. Ein »materialistisches Verständnis zugrunde zu legen« könne bei der Auseinandersetzung sehr hilfreich sein.
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