Über die volle Distanz
Von Bernhard Krebs
Es war zwar kein Walk-off-Grand-Slam-Homerun in Extra-Innings wie im vergangenen Jahr, als er im zehnten Inning gegen die New York Yankees mit einem gut getimten Schwung einen 3:2-Rückstand in einen 6:3-Sieg für die Dodgers drehte. Dennoch war es für Dodgers’ First Baseman Freddie Freeman am Montag abend (Ortszeit) im »Dodger Stadium« ein erneutes episches Ausrufezeichen am Ende eines World-Series-Thrillers, der seinesgleichen sucht. Freemans Homerun gegen Brendon Little von den Toronto Blue Jays im 18. Inning von Spiel drei der diesjährigen World Series brachte den 6:5-Sieg für die Dodgers. Zuvor hatte es elf Innings lang in dem sechs Stunden und 39 Minuten dauernden Schlagabtausch 5:5 gestanden.
Neben Freeman schrieb an diesem denkwürdigen Abend in Los Angeles aber auch Superstar Shohei Ohtani einmal mehr Baseball-Playoff-Geschichte. Der 31jährige Japaner gelangte insgesamt neunmal auf Base – zuvor war dies seit 1901 lediglich vier Spielern in regulären Saisonspielen gelungen – und wurde nach Frank Isbell von den 1906er Chicago White Sox der zweite Spieler mit vier Extra-Base-Hits in einer Finalpartie. Ohtani schlug zwei Homeruns und zwei Doubles und gelangte fünfmal per Walk auf Base. In der »Best-of-seven«-Serie führt der Titelverteidiger aus Südkalifornien nach Partien mit 2:1, nachdem die Blue Jays, der einzige kanadische MLB-Vertreter, die Dodgers am Freitag abend (Ortszeit) mit 11:4 aus dem heimischen »Rogers Centre« hatte jagen können.
Einen Abend später gelang L. A. am selben Ort mit einem souveränen 5:1 der Konter. Star in Spiel zwei war der japanische Ausnahmewerfer Yoshinubo Yamamoto. Der 27jährige Starting Pitcher ging erneut – wie schon beim 5:1-Sieg in Spiel zwei der National League Championship Series gegen die Milwaukee Brewers – über die volle Distanz und warf sein zweites »Complete game« in Folge. Am Ende der Partie hatte Yamamoto lediglich vier Hits und einen Run abgegeben und starke acht Strikeouts verbuchen können. Dabei begann Yamamotos Arbeitsabend alles andere als rund: 23 Würfe brauchte der 27jährige, um durchs erste Inning zu navigieren. Nach drei Innings stand der »Pitch count« bei 46 – kein gutes Fundament für die volle Distanz. Doch nachdem George Springer für Toronto im dritten Inning einen »Sacrifice fly ball« von Alejandro Kirk hatte nutzen können, um den 1:1-Ausgleich aufs Punktbrett zu rennen, schickte Yamamoto die restlichen 20 Schlagmänner der Blue Jays mit 56 Würfen der Reihe nach zurück auf die Bank.
Yamamotos Gegenüber, Kevin Gausman, war über weite Strecken der Partie ein ebenbürtiger Duellant. Doch wie das so ist in einem Duell, am Ende bleibt einer stehen, und der andere liegt am Boden. Letztendlich »gefällt« wurde der 34jährige im siebten Inning beim Stand von 1:1 durch zwei Solo-Homeruns von Will Smith und Max Muncy, die den Spielstand auf 3:1 für die Dodgers schraubten. Nach 6 2/3 Innings für vier Hits, drei Runs und sechs Strikeouts war Gausman durch. Anschließend ließen die »Relief Pitcher« Louis Varland und Jeff Hoffman noch zwei Runs zum 5:1-Endstand für die Dodgers zu.
Auch Spiel eins am Freitag abend (Ortszeit) lief zunächst gut für die Dodgers an. Der Starter der Blue Jays, Trey Yesavage, der am 15. September sein MLB-Debüt gegeben hatte und in seinem siebten MLB-Spiel schon auf der größten Bühne des Baseballsports stand, warf sehr solide, ließ im zweiten und dritten Inning aber One-Run-Singles von Enrique Hernández und Will Smith zur 2:0-Führung für die Dodgers zu. Nach vier Innings für vier Hits und zwei Runs bei drei Walks und fünf Strikeouts war dann Feierabend für Yesavage und der Bullpen der Blue Jays übernahm fortan den Wurfhügel. Auf der anderen Seite ließ der Starter der Dodgers, Blake Snell, bis ins vierte Inning nichts anbrennen, ehe Dalton Varsho mit einem Two-Run-Homerun zum 2:2 ausglich. Snell kam zwar noch bis ins sechste Inning und ließ drei Läufer auf Base vorrücken, konnte aber kein Out mehr verzeichnen. Teammanager Dave Roberts war gezwungen, seinen »Bullpen« ins Spiel zu bringen.
Im ansonsten stabil konstruierten Kader der Dodgers, gelten die Ersatzwerfer als Achillesferse, wie Emmet Sheehan und Anthony Banda dann auch eindrucksvoll unter Beweis stellten: Die beiden ließen nicht nur die drei Runner von Snell punkten, sondern gaben selbst noch mal sechs Runs ab. Darunter ein »Grand-Slam-Homerun« für vier Punkte zum 9:2 von »Pinch hitter« (Einwechsel-Schlagmann) Addison Barger. Alejandro Kirk gab Banda dann mit einem Two-Run-Homerun zur 11:2-Führung den Rest. Im siebten Inning betrieb Shohei Ohtani mit einem Two-Run-Homerun noch Ergebniskosmetik für die Dodgers, als er den 11:4-Endstand herstellte.
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