Schmidt-Schaller, Oehme, Pasolini
Von Jegor Jublimov
Im vergangenen Jahr konnten Fans der Reihe »Polizeiruf 110« in der Folge »Der Dicke« sehen, wie Exoberleutnant Grawe, der von 1990 bis 1995 als Polizeioberkommissar ermittelte, mit alten Kollegen den Tag der Volkspolizei feiert. Das war der endgültige Abschied von Thomas Grawe wie auch von seinem Darsteller Andreas Schmidt-Schaller, der vor einigen Tagen bekanntgab, seine Laufbahn sei beendet. Am Donnerstag wird er 80, aber seine Gesundheit erlaubt weder öffentliche Feiern noch ein weiteres Arbeiten. Nach dem Abitur in Gera und Kulturarbeit mit der FDJ studierte er Schauspiel in Leipzig, trat in Karl-Marx-Stadt und Magdeburg bei Peter Sodann auf, ehe er ab 1980 in Berlin arbeitete. Während er als Grawe ab 1986 33mal agierte, war er als Kriminalhauptkommissar Hajo Trautschke in der »Soko Leipzig« von 2001 bis 2022 in zehnmal so vielen Folgen zu sehen. Dort wurde auch Trautschkes Vergangenheit als IM thematisiert; eine Geschichte, die Schmidt-Schaller persönlich betraf. Drei seiner Kinder, Petra Schmidt-Schaller, Tom Radisch und Matti Schmidt-Schaller, wurden Schauspieler und werden am Donnerstag nicht mit Glückwünschen sparen.
Auch wenn er gelegentlich ironische Spitzen abschoss – komische Rollen hat Schmidt-Schaller nicht gespielt. Vielleicht hätte ihn dafür Roland Oehme entdecken können. Er war einer der erfolgreichsten Komödienregisseure der Defa. Auf sein Konto gehen unter anderem die Publikumserfolge »Der Mann, der nach der Oma kam« (1971/72, mit Winfried Glatzeder), »Ein irrer Duft von frischem Heu« (1977, mit Ursula Werner), »Einfach Blumen aufs Dach« (1979, mit Barbara Dittus) und »Meine Frau Inge und meine Frau Schmidt« (1985, mit Walter Plathe), die allesamt kleine gesellschaftskritische Lichter setzten. Daneben hob er 1978 auch die DFF-Reihe »Schauspielereien« aus der Taufe und inszenierte am Volkstheater Rostock. Zudem war er als Regisseur und Autor ab 1993 Motor der Störtebeker-Festspiele in Ralswiek und machte mit seinen Stücken ab 2006 in Waren die »Müritzsaga« zu einem touristischen Anziehungspunkt. Roland Oehme, der 2022 starb, wurde am 27. Oktober 1935 im Erzgebirge geboren.
Der 50. Todestag am 2. November eines der bedeutendsten internationalen Regisseure, der auch als Autor einflussreich war, wäre Anlass für eine Artikelserie. An dieser Stelle soll kurz daran erinnert werden, dass Pier Paolo Pasolini aus Bologna sich immer auf die Seite der Ärmsten und Unterdrückten schlug, zeitweise der KPI angehörte und auf lustvolle Weise den Bewegungen für queere Vielfalt den Weg ebnete.
Schon mit 20 Jahren veröffentlichte er 1942 erste Gedichte, und erst nachdem er wegen homosexueller Handlungen seine Arbeit als Lehrer verloren hatte, wandte er sich dem Film zu und schrieb 1955 am Drehbuch für Luis Trenkers »Flucht in die Dolomiten« mit. Ab 1961 knüpfte Pasolini mit »Accattone – Wer nie sein Brot mit Tränen aß« und »Mamma Roma« (1962) an den italienischen Neorealismus an und holte Laien vor die Kamera. In späteren Filmen setzte er nach Anna Magnani auch Stars wie Silvana Mangano und Maria Callas in Szene. Die Hintergründe des Mordes an Pasolini, den ein Strichjunge begangen haben soll, sind bis heute nicht aufgeklärt. Ein Überfall extrem Rechter wird ebensowenig ausgeschlossen wie ein Auftragsmord.
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