Vogelgrippe auf dem Vormarsch
Von Luca von Ludwig
Auf der ganzen Welt gibt es jährlich Vogelgrippeepidemien. Mittlerweile selbst in der Antarktis, und sogar bei toten Robben in Australien wird das Virus vermutet. In der BRD breitet sich die Krankheit, wie zu dieser Jahreszeit üblich, unter Wild- und Stallgeflügel aus. Aktuell jedoch bereits mit gravierenden Folgen: Hunderttausende Tiere wurden in den vergangenen Wochen präventiv getötet.
Vor allem unter wildlebenden Kranichen gehört der aktuelle Ausbruch wohl zu den größeren der bisher beobachteten. Mehrere Tausend der Tiere sind bereits auf ihrem Zug nach Süden, der sie im Herbst durch die BRD führt, verendet. Im Norden Brandenburgs wurden nach Behördenangaben eintausend tote Exemplare gefunden, weitere 500 in Sachsen-Anhalt. Die Dunkelziffer dürfte nach Meinung von Fachleuten noch um einiges höher liegen. Die Zugsaison ist noch nicht vorüber, die Zahlen streben aber auf die Rekordwerte aus den vergangenen Wintern zu. So verendeten beispielsweise in Ungarn im Winter 2023 mehr als 10.000 der Zugvögel.
Für einige Landwirtschaftsbetriebe hat der Ausbruch bereits katastrophale Auswirkungen nach sich gezogen: In Mecklenburg-Vorpommern mussten 150.000 Legehennen gekeult werden, in einem brandenburgischen Betrieb gut 9.000 Enten. Bereits Mitte Oktober traf es in Niedersachsen einen Hof mit mehr als 20.000 Puten. Der Bundes- und die Landesagrarminister, denen die Zuständigkeit obliegt, kamen am Donnerstag abend zu Beratungen zusammen. Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) rief tags darauf zu verstärkten Schutzmaßnahmen auf. Man habe bei der EU beantragt, die Obergrenze für Entschädigungszahlungen für gekeulte Tiere von 50 auf 110 Euro zu erhöhen.
Reinhard Jung vom Bauernverbund Brandenburg steht den Schutzmaßnahmen, insbesondere der angeordneten Stallpflicht vielerorts, auf jW-Nachfrage skeptisch gegenüber. Für die Zehntausenden Tiere in den Ställen sei es »völlig unerheblich, ob im benachbarten Freiland zusätzlich zu den unzähligen Wildvögeln noch 300 Weihnachtsgänse oder 30 Legehennen rumflattern«. Andererseits setzten sich Betriebe mit hohen Tierkonzentrationen auch erhöhten Risiken aus, wobei moderne Ställe gut vor Infektionen schützbar seien. Jedoch: »Ein Stall ist kein steriler Raum, hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben.«
»Tierseuchen sind Teil der Natur«, sagt Jung zum aktuellen Infektionsanstieg. Er meint das beschwichtigend in Anbetracht der aktuellen Situation. Jedoch offenbart diese Feststellung einen Grundwiderspruch industrialisierter Landwirtschaft: Diese ist immer noch von den Prozessen der Natur abhängig, und die lassen sich nicht zur Gänze planen – auch, wenn man die Tierhaltung wie eine Fabrik einrichtet.
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