Konkurrenzdruck im Weltall
Von Luca von Ludwig
Mehr als 60 Jahre ist es her, dass die Sowjetunion den ersten Menschen in den Kosmos brachte. Seitdem hat sich da oben viel getan: Tausende Satelliten (viele davon mittlerweile Altmetall) umschwirren die Erde, gelangweilte Millionäre lassen sich in den Orbit schießen – und zur Zeit wollen die USA mal wieder auf dem Mond vorbeischauen. Dieses Vorhaben sorgt allerdings für Streit: Wie der US-Sender CNBC zu Beginn der Woche berichtete, wird die NASA Elon Musks Raumfahrtkonzern Space X bereits erteilte Aufträge entziehen, weil dieser bei der Mission »Artemis« hinterherhinkt.
Mehr als 90 Milliarden US-Dollar hat das Programm seit 2012 gekostet. Diese flossen in die Entwicklung von wiederverwendbaren Raumfahrzeugen und anderer Technologien, von denen sich die NASA eine dauerhafte menschliche Präsenz auf dem Mond und langfristig auch bemannte Missionen zum Mars erhofft. Eingebunden sind auch zahlreiche Privatunternehmen, beispielsweise Boeing, Lockheed Martin und eben auch Space X. Letzteres erhielt 2021 einen Auftrag im Wert von beinahe drei Milliarden US-Dollar, um ein Mondlandesystem für Astronauten zu entwickeln. Damit setzte sich der Konzern zunächst gegen zahlreiche Branchenkonkurrenten durch.
»Sie liegen hinter dem Zeitplan«, sagte der aktuelle Interimschef der US-Raumfahrtbehörde, Sean Duffy, nun am Montag morgen im Sender Fox News. Gegenüber CNBC führte er weiter aus: »Wir werden nicht auf eine einzelne Firma warten. Wir werden die Sache voranbringen und den zweiten Wettlauf ins All gegen die Chinesen gewinnen.« Das Konkurrenzunternehmen Blue Origin des Amazon-Gründers Jeff Bezos käme laut Duffy als möglicher neuer Empfänger der Aufträge in Frage.
Unklar blieb, inwiefern Space X hinter den Erwartungen der NASA zurückbleibt. Allerdings hat die Raumfahrtagentur einen sehr engen Zeitplan: Anfang kommenden Jahres sollen Astronauten eine komplette Mondumrundung absolvieren; für 2027 ist eine Landung am lunaren Südpol angesetzt. In jedem Fall solle eine Mondlandung noch in der Amtszeit von US-Präsident Donald Trump, also bis Anfang 2029, erfolgen. Space X seinerseits verzeichnete Anfang 2025 eine Reihe von Fehlschlägen bei Tests des »Starship«-Systems, das Besatzung und Fracht zum Mond und zurück bringen sollte. Die Raketen erreichten zwar das Weltall, zerbrachen jedoch beim Wiedereintritt in die Atmosphäre.
Space-X-Chef Musk quittierte die Ankündigung Duffys mit teils wüsten Beschimpfungen auf der ihm gehörenden Onlineplattform X. Man darf wohl auch persönliche Eitelkeit im Hintergrund vermuten: Im März wurde der Milliardär Jared Isaacman, ein Favorit Musks, von der Nominierung für den Chefposten der US-Raumfahrtagentur ausgeschlossen, als Trump sich von den planlosen Budgetkürzungen der von Musk geleiteten »Effizienzbehörde« DOGE zu distanzieren versuchte. US-Verkehrsminister Duffy leitet die Agentur übergangsweise, da Trump bislang keine neue Nominierung vorgenommen hat. Daher, und auch weil derartige Budgetentscheidungen wegen des anhaltenden Shutdowns des US-Haushaltes ohnehin nicht spruchreif sind, sind die Ankündigungen mit Vorsicht zu genießen.
Auf der anderen Seite des Atlantiks gibt es anscheinend Zusammenschlüsse der Kapitalisten im Wettbewerb um das Satellitengeschäft: Nach Berichten von Reuters vom Dienstag abend unter Berufung auf Insider planen die europäischen Raumfahrtunternehmen Airbus, Thales und Leonardo, ihre verlustbringenden Satellitensparten zusammenzulegen. Ähnliche Konsolidierungsbestrebungen waren bisher erfolglos und wurden durch die Kartellbehörden vereitelt. Laut Reuters sei eine öffentliche Bekanntgabe noch am Mittwoch zu erwarten gewesen. Bis jW-Redaktionsschluss lagen jedoch keine Informationen vor.
Im europäischen Geschäft mit Satelliten – vor allem im militärischen Bereich – ist indes viel Geld zu holen: Erst kürzlich kündigte die BRD ein entsprechendes Investitionsprogramm für die Bundeswehr an, welches das Gesamtbudget der Europäischen Raumfahrtagentur um ein Vielfaches übersteigt.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Marian R. (23. Oktober 2025 um 16:09 Uhr)Weltraumforschung löst alle Probleme auf der Welt – na ja fast: Sauberes Trinkwasser gibt es dann zwar nicht für die Ärmsten und auch im Kongo und Sudan werden weiter Menschen verhungern und der Amazonas-Regenwald wird davon auch nicht grüner. Aber sonst ist sie super – besonders für Menschen der sogenannten ersten Welt: hochintelligente Streamingserien; wichtige Katzenvideos auf TikTok und allerlei banale Neuigkeiten in Echtzeit. China leider auch mit voller Kraft bei diesem Wahnsinn dabei. Mit voller Kraft versucht so der Kapitalismus seiner drohenden Krise zu entfliehen – der Weltraum als unbegrenztes Rohstofflager bzw. Energielieferant. Da gerät vermutlich sogar Karl Marx an seine Grenzen, der meines Wissens nach all seine klugen Gedanken nur auf die Vorgänge auf der Erde bezog?
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (22. Oktober 2025 um 23:01 Uhr)Einige sinnvolle Ziele der Raumfahrt gibt es schon. Da wäre (Grundlagen-)Forschung zu Physik/Kosmologie zu nennen. Auch unter technologischen Gesichtspunkten lässt sich einiges unter Schwerelosigkeit forschen, entwickeln und machen, was auf dem Erdboden nicht oder nur schwer machbar ist. Zur kollektiven Gefahrenabwehr wäre Sensorik auf der der Erde abgewandten Seite des Mondes zur Entdeckung potentiell auf Kollisionskurs mit der Erde befindlicher Gesteinsbrocken nützlich. Wie es scheint, wollen bestimmte Kreise (Klasse darf man ja nicht sagen) nicht auf den Asteroiden warten.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Martin M. aus paris (22. Oktober 2025 um 22:50 Uhr)Zum Glück gibt es auf dem Mond bisher kein bekanntes Leben. Dieses würde von den »Erdenmenschen« sofort versklavt und ausgerottet.
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