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Aus: Ausgabe vom 22.10.2025, Seite 1 / Inland
Rüstungsprofite

Konjunkturpaket Aufrüstung

Nachfolgemodell für den »Fuchs«: Ministerpräsidenten verlangen »nationale Lösung«
Von Nico Popp
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Für jeden Bedarf etwas im Angebot: Produktion von Artilleriegranaten in der neuen Munitionsfabrik von Rheinmetall im niedersächsischen Unterlüß (27.8.2025)

Der im Rüstungsgeschäft zur Verteilung kommende Kuchen wird seit 2022 stetig größer – aber der Appetit hält mit. Gleichzeitig mehren sich vor dem Hintergrund der einlaufenden Hiobsbotschaften aus deutschen Schlüsselindustrien die Forderungen, den Kuchen vor allem im Inland zur Verteilung zu bringen, also die deutsche Aufrüstung zu einem Geschäft in erster Linie für deutsche Rüstungsunternehmen zu machen.

In diesem Sinne melden sich nun jene fünf Ministerpräsidenten (west-)deutscher Länder zu Wort, in denen die wesentlichen Teile der deutschen Rüstungsindustrie angesiedelt sind. Unmittelbarer Anlass ist die Suche nach einem Nachfolgemodell für den von Rheinmetall in zahlreichen Varianten produzierten Transportpanzer »Fuchs«. Keine kleine Sache: Die Rede ist von 1.000 Fahrzeugen für zwei Milliarden Euro.

Boris Rhein (CDU, Hessen), Hendrik Wüst (CDU, Nordrhein-Westfalen), Markus Söder (CSU, Bayern), Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen, Baden-Württemberg) und Olaf Lies (SPD, Niedersachsen) verlangen in einem Schreiben an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), aus dem am Dienstag mehrere Nachrichtenagenturen und Bild zitierten, eine »nationale Lösung«. Es gehe darum, »ein Kampffähigkeitspaket für die Bundeswehr mit einem Konjunkturpaket für unser Land zu verbinden«. Rhein hatte bereits im September gefordert, dass die Bundeswehr vorrangig mit Waffen aus deutscher Produktion aufgerüstet wird.

Seit 2024 zeichnet sich ab, dass das Verteidigungsministerium plant, den »Fuchs« durch den »Patria 6×6« des finnischen Rüstungskonzerns Patria zu ersetzen. Söder et al. pochen nun aber darauf, »vorrangig Produkte der nationalen Verteidigungsindustrie zu berücksichtigen, nicht nur aus wirtschafts-, sondern auch aus technologie- und sicherheitspolitischen Aspekten«. Profitieren davon würde einmal mehr der Rheinmetall-Konzern, der mit dem »Fuchs 2« ein Nachfolgemodell im Schaufenster liegen hat. Bemerkenswert ist, dass die Ministerpräsidenten ausdrücklich die von den Finnen angebotene Endmontage in Deutschland vom Tisch wischen: Auch dann finde nämlich »die Wertschöpfung weiterhin weitestgehend im Ausland« statt.

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (22. Oktober 2025 um 12:53 Uhr)
    Aufrüstung ist kein Konjunkturprogramm. Ein »Konjunkturpaket Aufrüstung« – kann das gutgehen? Wer Geschichte kennt, wird skeptisch. Schon in den 1930er Jahren wurde mit ähnlichen Argumenten geworben: Arbeitsplätze schaffen, Wirtschaft stärken, nationale Sicherheit festigen. Am Ende stand der Krieg. Wenn heute Ministerpräsidenten ein »Kampffähigkeitspaket« zugleich als Wirtschaftsförderung anpreisen, verkehrt sich die Logik des Friedens in ihr Gegenteil. Sicherheit wird zur Ware, und Wohlstand soll aus Waffen entstehen. Doch jeder Euro, der in Panzer fließt, fehlt bei Bildung, Klima und sozialem Zusammenhalt – den eigentlichen Säulen dauerhafter Sicherheit. Auch moralisch ist dieser Kurs fragwürdig: Eine Gesellschaft, die in Waffen ein Mittel zur wirtschaftlichen Belebung sieht, hat den Kompass verloren. Wie im Theater gilt: Hängt im ersten Akt eine Waffe an der Wand, wird sie im dritten abgefeuert. Wollen wir wirklich unsere Wirtschaft an den nächsten Konflikt koppeln?
  • Leserbrief von Reinhard Hopp aus Berlin (22. Oktober 2025 um 09:22 Uhr)
    OK, reden wir über »Werte«! Welcher »Wert« wird denn mit der Produktion beispielsweise eines sündhaft teuren Panzers tatsächlich geschaffen? Best Case: Das unnütze Ding verrostet und veraltet im Depot und kostet selbst da noch laufend sehr viel zusätzliches Geld, das woanders dringend benötigt wird, dort jedoch weiterhin fehlt. Worst Case: Siehe Gaza! – Wollen wir das? Lautete die Forderung vor noch gar nicht allzu langer Zeit doch: »Schwerter zu Pflugscharen!« Erinnert sich noch jemand?