Geglückte Revanchen
Von Peer Schmitt
Die Tennisweltranglistenerste Aryna Sabalenka hat ihren Titel bei den US Open verteidigt. Sie besiegte im Finale im Arthur Ashe Stadium am Sonnabend mit 6:3, 7:6 (7:3) die Lokalmatadorin Amanda Anisimova, die 2001 unweit von New York in einer Kleinstadt in New Jersey geboren wurde. Erst 56 Tage zuvor hatte Anisimova auch schon das Wimbledonfinale verloren. Da gelang ihr allerdings gegen Iga Świątek nicht ein einziger Spielgewinn. Für das 0:6, 0:6 in Wimbledon in nur 57 Minuten nahm Anisimova in New York im Viertelfinale mit 6:4, 6:3 Revanche.
Für die 24jährige endete das Turnier dennoch mit der zweiten Niederlage im Finale eines Majors in Folge. Eine Erfahrung, die in dieser Saison freilich auch Sabalenka schon gemacht hat. Schließlich war die Weltranglistenerste sowohl in Melbourne bei den Australian Open (gegen Madison Keys) als auch bei den French Open in Paris (gegen Cori Gauff) jeweils an US-amerikanischen Spielerinnen im Endspiel gescheitert. Diesmal nicht. Sabelanka holte sich im dritten Anlauf in dieser Saison doch noch ihren Grand-Slam-Titel. Es ist der insgesamt vierte in ihrer Karriere. Dabei schien ein Zweisatzsieg Sabalenkas im Vorfeld alles andere als eine Selbstverständlichkeit zu sein. Immerhin gilt Anisimova als eine Art Angstgegnerin der Belarussin. Von den vorherigen neun Begegnungen der beiden hatte Anisimova sechs gewonnen, zuletzt die im Halbfinale von Wimbledon. Zuvor im Achtelfinale der French Open gewann Sabalenka glatt in zwei Sätzen. Die beiden trafen also bei drei Majors in Folge aufeinander. Bilanz 2:1 für Sabalenka.
Die US Open waren bei den Damen ein Turnier der geglückten Revanchen. Für Anisimova freilich wieder mit letztlich unglücklichem Ausgang. Nach dem Desaster im Wimbledonfinale vergingen diesmal allerdings anderthalb Stunden, ehe das Match entschieden war und sie auf ihrer Bank bittere Tränen vergoss. In der Weltrangliste steigt Anisimova dennoch von Rang neun auf Position vier auf und damit so hoch wie noch nie in ihrer Karriere.
Der 27jährige Sabalenka hingegen zementierte durch ihren insgesamt 100. Matcherfolg bei Grand-Slam-Turnieren ihre Führung im Ranking und bestätigte ihren Ruf als die derzeit dominante Hartplatzspielerin. Die Titelverteidigung in New York war bei den Damen zuletzt 2013 Serena Williams gelungen, die zwischen 2012 und 2014 die US Open dreimal in Folge gewinnen konnte.
Anders als im Wimbledonfinale, als Anisimova Świątek nichts entgegenzusetzen hatte, agierte sie gegen Sabalenka diesmal ab dem ersten Ballwechsel druckvoll und risikoreich und konnte nach ihrem Break zum 3:2 zwischenzeitlich gar vom Gewinn des ersten Satzes träumen. Danach aber landeten ihre Risikobälle vermehrt im Aus oder im Netz. Sabalenka gewann vier Spiele in Folge. Nach 39 Minuten war der erste Satz zu ihren Gunsten entschieden. Es war ein Satz der verlorenen Aufschlagspiele (insgesamt fünf).
Im zweiten Satz haderte Anisimova zunächst mit dem grellen Licht unter dem wegen des Regens in New York geschlossenen Stadiondach. Sabalenka führte mit Break schnell mit 3:1, ließ Anisimova dann aber wieder ins Spiel kommen. Bei 5:4 schlug sie zum Matchgewinn auf, doch Anisimova gelang der Rebreak, ihr gelang es sogar noch mit gewonnenem eigenem Aufschlagspiel, den Rückstand in ein 6:5 umzuwandeln. Als es schließlich in den Tiebreak ging, bewahrte Sabalenka aber die Nerven und führte schnell 6:1. Anisimova gewann zwar noch ihre beiden Aufschlagpunkte und verkürzte auf 3:6, aber ihren dritten Matchball verwandelte Sabalenka, als Anisimovas Aufschlagreturn deutlich im Seitenaus landete. Eine erstaunliche Statistik nebenbei: Sabalenka hat nunmehr zum 19. Mal in Folge einen Tiebreak für sich entschieden. Ihre Belohnung: fünf Millionen US-Dollar Preisgeld, das bislang höchste der Grand-Slam-Historie bzw. das höchste in der Geschichte des Profitennis überhaupt. Anisimova darf sich immerhin mit der Hälfte der Summe trösten.
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