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Aus: Ausgabe vom 27.08.2025, Seite 16 / Sport
Fußball

Nächste Liebe fürs Leben

Niko Kovač verlängert vorzeitig bei Borussia Dortmund
Von Felix Bartels
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Schon mal Ausschau halten nach dem nächsten Klub?

Seit Frankfurt ist da ein Platz im Herzen. Ein leerer. Bayern, Monaco, Wolfsburg waren nicht von Dauer. Zu nett, zu grob, zu unmethodisch, die Mannschaft verloren, zu nah an den Spielern, irgendwas war immer. Es sagt sich leicht dahin, dass er doch besser bei der Eintracht geblieben wäre. Auch dort hätte die Zeit wohl am Verhältnis genagt. Die berüchtigten Gesetze der Branche sind zwar saublöd, aber nicht zu ändern. In Dortmund sind sie mitunter bekloppt, dann hält die Sache etwas länger. Nun hat Niko Kovač seinen Vertrag beim BVB verlängert. Vielleicht reicht es diesmal ja für mehr als die zuletzt üblichen anderthalb Saisons.

Kovač hatte am 2. Februar dieses Jahres das Amt von Interimscoach Mike Tullberg übernommen, der nach dem Ausscheiden von Nuri Şahin eingesprungen war. Der BVB stand bei Kovačs Antritt auf Platz 11 der Bundesligatabelle. Es folgten neun Siege in den verbleibenden 14 Ligaspielen, Dortmund erreichte noch den vierten Platz und damit die Startberechtigung für die Champions League. Bei der Klubweltmeisterschaft im Sommer schaffte Kovač’ Mannschaft es bis ins Viertelfinale. Was zwar kaum einen Fan interessierte, aber eine Menge Geld brachte.

Die sogenannten Feuerwehrmänner – Trainer, die kommen, wenn ein Verein brennt – profitieren vom Momentum. Offensichtlich ist man beim BVB überzeugt, in Kovač auch einen Prozesstrainer zu haben. Nach dem Saisonauftakt am Sonnabend verlängerte man den bis 2026 gültigen Vertrag mit Kovač vorzeitig um eine weitere Spielzeit. »Niko hat sich seiner Aufgabe beim BVB mit Haut und Haaren verschrieben«, wurde Sportgeschäftsführer Lars Ricken in einer Mitteilung des Klubs zitiert. »Unter seiner disziplinierten Leitung haben wir wieder in die Erfolgsspur gefunden, unsere Defensivarbeit stabilisiert, deutlich mehr Tore erzielt als zuvor und wieder attraktiven Fußball gespielt.« Für Sportdirektor Sebastian Kehl ist Klarheit »für alle wichtig, um den Fokus voll auf die Saison und die anstehenden Aufgaben zu richten«.

Die Vertragsverlängerung kommt nicht überraschend, der Zeitpunkt direkt nach dem Saisonauftakt ist dennoch recht ungewöhnlich. Und zwar unabhängig davon, wie der Auftakt ausgefallen ist. Im Fall des BVB übrigens mittelprächtig. Die Dortmunder gewannen in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Drittligisten Rot-Weiss Essen erst durch ein spätes Tor mit 1:0, und beim Ligastart gegen den FC St. Pauli verspielte man in den letzten fünf Minuten eine 3:1-Führung zum 3:3. Mit 8:11 Torschüssen, einer Passquote von 86 Prozent, bei 82 Prozent von St. Pauli, einem Spielanteil von 49 Prozent und 49 Prozent gewonnenen Zweikämpfen war der BVB bei den spielerisch eigentlich unterlegenen Hamburgern deutlich unter seinen Möglichkeiten geblieben.

Das Vertrauen in Kovač scheint dennoch groß. Er soll den Trend des letzten halben Jahres, für den er ja verantwortlich zeichnet, fortsetzen. »Wir haben in den vergangenen sechs Monaten gemeinsam viel erreicht und die Borussia sportlich wieder auf Kurs gebracht«, sagte der Coach. »Als Trainerteam haben wir großes Vertrauen gespürt und das Gefühl, hier zusammen mit dem Club und den Fans etwas bewegen zu können.« Man könne den eingeschlagenen Weg nachhaltig erfolgreich fortsetzen. »Mit ehrlicher Arbeit, klaren Entscheidungen und großer Freude wollen wir dazu beitragen, dass die Borussia zu alter Stärke zurückfindet. Wir haben hier gemeinsam noch einiges vor.« Sicher, so reden sie alle, sie müssen so reden. Hoffentlich ist die Kabinenansprache dann etwas origineller.

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